Türkische Rechtsextremisten als Sauerlands Wahlhelfer?
Schaut man sich die Unterstützer des Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland unter anderem bei Facebook genauer an, so kommt man zu dem Schluss, dass es sich hier um das „who is who“ der Anhänger türkischer Idealistenvereine, Grauer Wölfe und Kampfgefährten des Milli Görüs Gründer Erbakan handelt. Es verwundert also nicht, dass in der Facebook-Gruppe „Pro Sauerland“ Mitglieder tummeln, die als Profilfoto auch schon mal die Symbole der Grauen Wölfe zeigen. Verwunderlich ist dabei eher, dass Spitzenfunktionäre der Duisburger CDU, wie Peter Ibe, Benno Lensdorf oder Elmar Klein, diese Zurschaustellung rechtsextremer Symbolik dulden.
So ist – der auf Landesebene regelmäßig als Migrantenvertreter gescheiterte – Yüncel Güngör (MTB – Bund türkischer Muslime) einer der Lautsprecher Sauerlands. Güngör selbst ist Anhänger der Idealistenvereine, deren politische Wurzeln in der rechtsextremen türkischen Partei der Nationalistischen Bewegung („Milliyetçi Hareket Partisi“, MHP) liegen. In Deutschland organisieren sich die Idealistenvereine unter dem Label „Föderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine in Deutschland“ (kurz ADÜTDF). Die ADÜTDF ist dem türkischen rechtsextremistischen Spektrum zuzurechnen und wird deshalb vom nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz beobachtet. In NRW gibt es etwa 70 Vereine mit ungefähr 2000 Mitgliedern. Geistiger Vater der MHP und der Bewegung der Grauen Wölfe ist der Hitler-Verehrer Alparslan Türkeş, für den 2010 in der Marxloher Merkez-Moschee eine Totenfeier veranstaltet wurde – organisiert von Yüncel Güngör und Rainer Grün.
Das Bündnis für Marxloh veröffentlichte zu diesem Vorgang eine Stellungnahme in der es unter anderem heißt:
„Mit Befremden und Abscheu mussten wir nunmehr feststellen, dass in den Räumen der Merkez-Moschee am 11.4.2010 eine Trauerfeier für den verstorbenen historischen Führer der aus der Türkei stammenden rechtsextremen MHP (Partei der Nationalen Bewegung), Alparslan Türkes, abgehalten wurde. […]
Die MHP ist seit ihrer Gründung in den 60er Jahren in der Türkei für ihre Hetze gegen Minderheiten, Übergriffe auf Oppositionelle und Gewerkschafter sowie die tiefe Verstrickung in Putsche und Bürgerkrieg bekannt. Zuletzt 2007 kam es auch in Marxloh zu einem Aufmarsch der Exilstrukturen dieser Gruppierung, auf dem mehrere hundert Menschen nationalistische und kriegsverherrlichende Parolen skandierten.“
Der SPD Vorsitzende Sigmar Gabriel brachte seine Enttäuschung darüber auf dem SPD-Parteitag am 26.9.2010 auf dem SPD Parteitag folgendermaßen zum Ausdruck:
„Aber eines sage ich auch: Ich bin mit Hannelore Kraft nach Nordrhein-Westfalen gefahren und habe gegen rechtsradikale Demonstrationen vor Moscheen demonstriert. Ich wollte die gegen deutsche Rechtsradikale in Schutz nehmen. Ich habe dann hinterher erlebt, dass in einer der Moscheen eine Feier für Herrn Türkeş, einen türkischen Rechtsradikalen, stattfand. Da sage ich: Das ist aber ein Missverständnis. Ich habe keine Lust, Euch vor deutschen Neonazis zu schützen, damit dort hinterher türkische gefeiert werden.“
Dazu nahm Güngör in den Kommentaren von xtranews insofern Stellung, als dass er Herrn Türkeş, der in den 70er Jahren eine enge Kooperation mit der deutschen NPD pflegte und auch finanzielle Unterstützung der deutschen Neonazis erhielt, sozusagen als einen Heiligen darstellte.
Dass es sich bei den Grauen Wölfen um eine pseudo-religiöse Glaubensgemeinschaft handelt, macht der Schwur deutlich, der noch heute in vielen Idealistenvereinen noch praktiziert wird:
„Bei Allah, dem Koran, dem Vaterland, der Fahne wird geschworen. Meine Märtyrer, meine Frontkämpfer sollen sicher sein. Wir, die idealistische türkische Jugend, werden unseren Kampf gegen Kommunismus, Kapitalismus, Faschismus und jegliche Art von Imperialismus fortführen. Unser Kampf geht bis zum letzten Mann, bis zum letzten Atemzug, bis zum letzten Tropfen Blut. Unser Kampf geht weiter, bis die nationalistische Türkei, bis Turan erreicht ist. Wir, die idealistische türkische Jugend, werden nicht zurückschrecken, nicht wanken, sondern wir werden unsere Ziele erreichen, erreichen, erreichen. Möge Allah die Türken schützen und erhöhen. Amen.“
Die Zielgruppe der Grauen Wölfe sind türkische Jugendliche, die gerne auch mal deftige Rap-Songs zum Besten geben:
„Nennt mich auch den Grauen Wolf […]
wir sind stark wie 1000 Volt.
Du willst mich batteln, Du hast einen Fehler
gemacht!
Und für die sechs in Mathe hab’ ich meinen
Lehrer geklatscht. […] Bozkurt und ich halten
die türkische Fahne hoch.
Du willst mein Land beleidigen und ich geb’
Dir den Gnadenstoß.“
„Dieser Rap geht an die ganzen Kurden,
Hurensöhne, die Scheiß-PKK-Leute.
Das ist ein Bozkurt-Rap, hast Du das denn
nicht gecheckt? […]
Kurde verreck, Du Stück Dreck,
dies ist ein Türkisch-Gangsta-Rap.“
Zum Dunstkreis von Güngör gehören auch Erol Kaya (MTB und zusammen mit Güngör ein Vordenker der Idealistenvereine), Gürsel Dogan (CDU und Gründungsmitglied der DAL) und der Vorsitzende des Duisburger Integrationsrats Sevket Avci (MTB). Avci wird von Szenekennern nachgesagt, dass er der Geldgeber diverser Wahlkampagnen sei – nicht so sehr der politisch Interessierte.
Ein weiterer Unterstützer ist der stellvertretende Vorsitzende des Duisburger Integrationsrats und Milli Görüs (IGMG) Funktionär Birol Senol Yildirim. Yildirim generiert sich selbst gerne als alter Kampfgefährte des Milli Görüs Gründer und ausgewiesenen Antisemiten Necmettin Erbakan.
Dass eine Organisation, deren Mitglieder bei Demonstrationen gerne „Tod Israel, scheiß Juden“, „Juden raus“ oder auch „Hamas, Hamas, Juden ins Gas“ skandieren, vom Verfassungsschutz beobachtet wird, ist folgerichtig. Das Bundesamt für Verfassungsschutz attestiert der Milli Görus Bewegung ein antidemokratisches Staatsverständnis. Das Innenministerium von NRW geht sogar so weit und sieht in der Gruppierung antisemitische Wesenszüge.
Betrachtet man die Fakten, so mutet der Versuch des Duisburger CDU Vorsitzenden Thomas Mahlberg, die Abwahlinitiative in die antisemitische Ecke zu drängen, anstatt die Zusammenrottung von Anti-Demokraten und Antisemiten in der eigenen Unterstützerriege zu verbannen, als blinder Fleck auf dem rechten Augen an.