Kennen Sie den Duisburger Altbürgermeister Pletziger? Tja, jetzt ist es auch zu spät!
Der abgewählte Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland hat es – immer noch – nicht leicht. Eigentlich sollte man meinen, endlich könne er nach all dem Spektakel um seine Person nun endlich ein wenig Abstand und innere Ruhe gewinnen. Uneigentlich macht aber die Staatsanwaltschaft schon wieder mächtig Dampf wegen des Bauskandals im Innenhafen und zieht abermals eine Razzia im Duisburger Rathaus durch. Und dass es unter allen Umständen dabei bleiben wird, dass Sauerland im Verfahren um die Loveparade nicht als Beschuldigter geführt wird, ist auch zu bezweifeln. Wenn nämlich die ersten Angeklagten anfangen, um ihre Haut zu retten, unter Eid das auszusagen, was sowieso jeder weiß, nämlich dass Sauerland zwar nichts unterschrieben haben mag, aber so ziemlich alles angeordnet haben dürfte, könnte auch dieses Strafverfahren dem frisch abgewählten Alt-OB noch Kopfschmerzen bereiten.
Man mag deswegen Mitleid mit Herrn Sauerland haben oder auch nicht. Das Mitleid mag sich in Grenzen halten wie bei seinem Vor-Vorgänger, dem SPD-Alt-OB Josef Krings. Eines jedoch hat Adolf Sauerland ganz gewiss nicht verdient. Nämlich von einem Kameraden wie dem CDU-Alt-Bürgermeister Heinz Pletziger publizistischen Beistand zu erhalten! Na sicher, Krings hat Recht: Sauerland hat viele Fehler gemacht. Ob er auch Schuld auf sich geladen hat, haben Andere zu beurteilen. Man mag noch Verständnis dafür aufbringen, dass böse Worte über ihn gefallen sind, solange er versucht hatte, auf dem Amtssessel kleben zu bleiben. Bekanntlich sind aber auch Dinge vorgefallen, die sich einfach nicht gehören. Kein Ruhmesblatt für Duisburg! Jetzt aber sollte man den Mann wirklich in Ruhe lassen. Stattdessen jedoch kommt jemand wie Pletziger daher und tut so, als werfe er sich in der „Rheinischen Post“, der Hauspostille der Duisburger CDU, für Sauerland in die Matsche. Das hat Adolf Sauerland nun wirklich nicht verdient!
„Kein Zeichen von Fairness“ nennt Heinz Pletziger seinen „Gastbeitrag“ in der „Rheinischen Post“. Pletziger als Fairnesswächter, das muss man sich nur einmal vorstellen! Dass er dieses hübsche „Kein Zeichen von“ der schönen Tugend der Fairness vorangestellt hatte, war dabei nicht etwa dem Umstand geschuldet, dass Pletziger von Fairness ohnehin nicht viel mehr hält als eine Nonne von einem Freudenhaus, sondern einfach den begrenzten sprachlichen Möglichkeiten des werten Herrn Alt-Bürgermeisters. Aber so passt es ja dann wieder: Heinz Pletziger schreibt einen Kommentar mit dem Titel „Kein Zeichen von Fairness“; Dolly Buster dreht einen Film mit dem Titel „Kein Zeichen von Keuschheit“. Echte Fachleute erkennen nun aber die Zeichen nicht. Dolly kann immerhin außer allem Anderen auch noch Deutsch, wenngleich nicht völlig akzentfrei. Heinz kann nicht einmal Polemik, sondern nur wüst über die ganze rote Brut rumschäumen. Kein Zeichen von Fairness.
Was nun Adolf Sauerland mit dem Gegeifer dieses wild gewordenen Reaktionärs zu tun haben könnte, erschließt sich dem geneigten Leser auch nach wiederholter Lektüre nicht so recht. Da erhält Theo Steegmann, für den sich Pletziger immerhin die Mühe machte, sich eine ganze Palette von Abwertungen einfallen zu lassen, ein „Chapeau!“, weil er sich in einem WamS-Interview anerkennend über Sauerlands Leistungen für Duisburg vor der Loveparade geäußert hatte. Steegmann wird das ertragen können. Dem stellt Pletziger das Wort Josef Krings´ gegenüber, Adolf Sauerland habe viele Fehler gemacht, weshalb sich sein Mitleid in Grenzen halte. Ganz abgesehen davon, dass dieses Krings-Zitat nun wirklich – wie fälschlicherweise in der Gauck-Debatte so oft angeführt – völlig aus dem Zusammenhang gerissen ist: Pletziger versucht, Krings eine menschliche Gleichgültigkeit und eine Gefühlskälte anzuheften, den Eindruck erweckend, dies belegen zu können.
„Mein Mitleid für Sauerland hält sich in Grenzen. Er hat viele Fehler gemacht“ , zitiert Pletziger Krings, um dann vom Leder zu ziehen. „Warum sagt er so was? Hat er doch sein erklärtes Wahlziel, die Abwahl Sauerlands erreicht. Nachtreten ist nicht unbedingt ein Zeichen von Fairness, schon gar nicht von einem Ehrenbürger. Peinlich!“ Hier ist Pletziger auf dem Höhepunkt seines widerwärtigen Pamphlets angekommen. Richtig ist, dass Krings auch (?) schon vor der Abwahl auf die nicht zu bestreitende Tatsache aufmerksam gemacht hatte, dass Sauerland viele Fehler unterlaufen sind und dass sich deshalb sein Mitleid in Grenzen halte. Selbst wenn Krings dies tatsächlich nach dem Abwahltermin wiederholt haben sollte, hätte dies nichts mit Nachtreten zu tun. Dass Pletziger jedoch etliche Äußerungen Krings´, die dessen innere Anteilnahme und Hilfsbereitschaft gegenüber Sauerland belegen, einfach verschweigt, hat da schon eher etwas mit gezielter Irreführung zu tun. Sei´s drum. Wer liest in Duisburg schon die „Rheinische Post“? Und vor allem: wer ist schon Pletziger?!
Ach, den kennen Sie gar nicht?! Ich erzähle Ihnen etwas: Ende November 2010, als Sarrazin auf seiner Buchtournee in Duisburg Station machte, soll sich Pletziger, wie damalsxtranews behauptete, zu der Äußerung hinreißen lassen haben, dass die „Millionen vergaster Juden im Dritten-Reich doch keine Deutschen waren“. xtranews wollte dies mit zwei eidesstattlichen Versicherungen belegen, Pletziger jedoch dies nie gesagt haben und gegen diese “Verleumdung” juristisch vorgehen. Ich habe keine Ahnung, ob und wie dieser Zwist weiter- oder ausgegangen ist. Ich weiß nur, dass tatsächlich die Millionen Juden, die dem Holocaust zum Opfer gefallen sind, keine Deutschen waren. Deutsche waren – Schätzungen zufolge – „nur“ etwa 150.000 bis 200.000 der ermordeten Juden. Ich werde allerdings den Verdacht nicht los, dass Pletziger, sollte er am Rande dieser Sarrazin-Veranstaltung überhaupt etwas zur Vernichtung der europäischen Juden gesagt haben, dies womöglich gar nicht gemeint haben könnte.
Ich befürchte, so ganz genau lassen sich Pletzigers Einlassungen an diesem besagten Abend nicht mehr herausfinden. Unstreitig ist jedenfalls, dass der Herr Alt-Bürgermeister hatte verlautbaren lassen, sich der „geschichtlichen Tragweite durchaus bewusst“ zu sein. Darüber hinaus spricht einiges dafür, dass er in dem Konflikt zwischen dem Duisburger Dezernenten Janssen (CDU) und dem Erfolgsautoren Sarrazin (SPD) eher auf der Seite Sarrazins gestanden haben dürfte. Jedenfalls scheint der gute, alte Pletziger irgendwie emotional in Schwingung geraten zu sein. So wie auch jetzt wieder, knapp anderthalb Jahre später. Und jetzt einmal – nur so unter uns – die Frage: wie zum Teufel könnte sich denn in dieser Situation der arme Adolf Sauerland gegen die vermeintliche Unterstützung von dieser Seite wehren?! Jetzt, zweieinhalb Wochen nach seiner Abwahl?! Echt, der kann doch gar nichts machen, der Adolf Sauerland.
Adolf Sauerland hatte stets die richtigen Worte zu den Naziverbrechen gefunden und sich darüber hinaus in Wort und Tat für das Zusammenleben von Deutschen und Türken stark gemacht. Jetzt kann so ein Pletziger so tun, als könne er seinen Dreck im Namen Sauerlands schleudern. Tja. Jetzt ist es einfach zu spät …