Kuhls Kolumne: MONSTERPLAN DUISBURG
Teil 2 meiner Sauerland-Retrospektive. Nach dem Nero-Artikel hatte ich im Juni 2007 eine Sondernummer meines „Judas-Kulturmagazin“ dem Terroristen (geht über Leichen und ängstigt damit die Bevölkerung) Adolf Sauerland und seiner brutalstmöglichen Umsetzung der Wahnvorstellungen eines gewissen Foster gewidmet. Sechs Artikel, die ich damals in weiser Vorraussicht schrieb, wurden von diesem Aufmacher eingeleitet. Den Rest demnächst hier…
Sauerlands Reich baut Fosters „Masterplan“
Duisburg ist im deutschen Sprachraum im wesentlichen als graue Industriemetropole mit hoher Arbeitslosigkeit verrufen. Einen positiven Akzent lebensweltlicher und menschlicher Art haben die Schimanski-Tatorte hinzugefügt.
Beides trifft die Wirklichkeit nur teilweise. Hier lebt ein Menschenschlag, der die Offenheit des Rheinländers mit den Resten der Ruhrpott-Malocherkultur verbindet: sehr direkt, bodenständig, aufrichtig, angenehm.
Früher hatten Kohle und Stahl mal die halbe Republik ernährt und nach dem Krieg u.a. dem hinterwäldlerischen Bayern auf die Füße geholfen.
Der Strukturwandel ist nicht wirklich gelungen, was in dieser Stadt die SPD verpennt hat. Die letzte Oberbürgermeisterin Bärbel Zieling hatte viel in Imagekampagnen investiert – aber substantiell nichts getan.
Zockerträume
Nun ist unter Politikern die Leucht-Turm-Seuche verbreitet, Mega-projekte werden in Erlösungs-Szenarien zum Problemlösungsansatz hochgejubelt. Tatsächlich bleiben in aller Regel Pleiten und Schulden. Der Minderwertigkeitskomplex kommunaler Politiker wird dann mit Größenwahn und Prestige-Projekten aufgepolstert. Das war zu allen Zeiten so.
Also hatte die alte SPD den Star-Architekten Sir Norman Foster (kleiner geht eben nicht) beauftragt, die alte Innenhafen-Brache aufzupäppeln. Man hatte da an Amsterdam und seine Grachten gedacht.
Nun ist der Innenhafen superschick (und sauteuer) und mit „Grachten“ (hässliche Betonbecken, die bei einem Meter Wassertiefe „Leben am Wasser“ vorgaukeln) durchzogen.
Für das Stadtzentrum sollte Foster auch neue Märchen-Wahnwelten entwickeln. Hauptsache Protz und Prunk.
Inzwischen waren die Wähler die SPD leid und hatten den CDU-Kandidaten Adolf Sauerland zum OB gewählt.
Ausgebombt und gefostert
Der übernahm dann die „Früchte“ der SPD-Planer und setzt sie nun mit Brachialgewalt um. Duisburg wird jetzt ausgebombt und gefostert.
Hohe Arbeitslosigkeit, schlechte Altersstruktur, 1,6 Milliarden städtische Schulden, nur 44% sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, rasant schwindende Kaufkraft – Fakten aus Deutschlands 13.größter Stadt.
Wo hier die Geschäftsgrundlage für serielle Einkaufsparadiese herkommen soll, wovon Duisburger das kaufen sollen, was demnächst in den Auslagen sein wird, wer diese Mieten zahlen soll – niemand weiß es.
Nun ist das alles noch nicht finanziert und Sauerland geht mit seiner Truppe hausieren, um Menschen zu finden, die so blöd sind, in die Projekte zu investieren – oder so abgezockt, dass sie auf mehr oder weniger krummen Wegen doch noch ihren Reibach machen. Es steht zu befürchten, dass ihm das gelingt, dass das vom Strukturwandel geschwächte Duisburg daran endgültig zugrundegeht.
Tumor, Metastase, Exitus
Die Stadien des Untergangs findet man in der medizinischen Literatur beschrieben:
Krebs ist ein fehlgeschlagener Selbstheilungsmechanismus des Körpers – eine Problemzone entwickelt einen Tumor, eine wuchernde krankhafte Geschwulst, die das umliegende gesunde Gewebe erst verdrängt und dann zerstört.
Duisburgs Twin-Tumors (hat nix mit den Twin-Towers auf Ground Zero zu tun), Citiypalais und Forum haben heute schon den Zentrumskern, das Herz, zerstört.
Dann bilden die Tumore Absiedlungen, Tochtergeschwülste, Metastasen. Die befallen dann weitere Körperregionen. Die geplanten Metastasen finden Sie in Fosters Masterplan weiß eingezeichnet. Im Netz nachgucken…
Schließlich geht der Organismus unter, Exitus. Das ist nichts besonderes, Rom ist auch untergegangen. Aber, dass ein Oberbürgermeister eine Stadt zugrunde richtet, das ist Führer-Qualität.
Was nun?
Die City soll „nachverdichtet“ werden. Duisbupolis wird keinen Millimeter mehr dulden, der nicht zubetoniert ist. Bäume müssen weg, Menschen auch. Alles soll sauteuer werden. Die finale Gentrifizierung hat schon angefangen.
Als die sogenannte Mercatorhalle (die ist ja abgerissen), also die nicht nur akustisch misslungene Kopie, im Citypalais eröffnet wurde, da hat es dann auch gleich gebrannt. Wenn das kein gutes Zeichen ist!