DFB Pokal: Rot Weiß Oberhausen empfängt den SV Sandhausen „RWO ist einfach echt“
Am Samstagabend ist es soweit. Der SC Rot Weiß Oberhausen empfängt den SV Sandhausen. In der ersten Runde des DFB Pokals treffen die „Kleeblätter“ auf einen besonderen Club, nämlich den kleinsten Verein im Profifußball. So wird es zumindest verkauft, denn mittlerweile ist der SVS eine feste Größe in Liga 2. Bereits in der siebten Saison ist die Mannschaft von Präsident Jürgen Machmeier in der attraktiven Liga unterwegs. Sandhausen ist eine Gemeinde mit rund 15.000 Einwohnern und liegt im Kreis Heidelberg. Mannheim und Weinheim sind ca. 30 Kilometer entfernt.
Der SVS schaffte 2012 unter dem damaligen Chef-Trainer Gerd Dais den Aufstieg in Liga 2. Mit dabei war unter anderem auch Ex-Kleeblatt Philipp Kühn (heute beim VfL Osnabrück unter Vertrag). Sandhausen an sich ist eine ruhige Gemeinde und liegt in der sehr idyllischen Rhein Neckar Region. Eine Region die mit dem Ruhrgebiet kaum zu vergleichen ist. Infrastruktur, Tourismus, Wirtschaft und Sport boomen. Einen großen Anteil daran hat auch Dietmar Hopp. Der „Macher“ der TSG Hoffenheim gründete eine Stiftung „Anpfiff ins Leben“. Diese Stiftung errichtete zahlreiche Spielplätze, baute Kunstrasen und Funktionsgebäude für zahlreiche Amateurclubs in der Region. Hopp genießt dort ein großes Ansehen. Der SVS setze sich aber ohne die Hilfe von Hopp durch und hat mit Jürgen Machmeier einen sehr engagierten Präsidenten an der Spitze. Machmeier gilt als „Macher“ des SV Sandhausen in wenigen Jahren entwickelte der „Underdog“ der zweiten Liga eine tolle Infrastruktur die nun sogar auf Spitzenniveau einzustufen ist. Das BWT-Stadion wurde nach und nach modernisiert und den Anforderungen des Profifußballs angepasst. Jedes Jahr staunen die treuen Auswärtsfans der einzelnen Vereine über den Wachstum/Entwicklung des Vereins. Trainiert wird der SV Sandhausen aktuell von Kenan Kocak, einem sehr ambitionierten Coach. Er würde mit seiner „Malocher-Mentalität“ auch gut ins Ruhrgebiet passen. Kocak schaffte es binnen 6 Jahre vom Kreisligatrainer zum Bundesligacoach. Eine Geschichte die einfach Bilderbuchreif ist, aber auch mit sehr viel harter Arbeit verbunden ist. Kocak freut sich immer über die Spiele im Ruhrgebiet: „Die Fans im Ruhrgebiet sind Wahnsinn“, sagte der sympathische Mannheimer vor einem Spiel beim VfL Bochum.
Der SV Sandhausen lebt von seiner Bodenständigkeit. Die Nähe zu den Fans wird beim Zweitligisten sehr groß geschrieben. Die Zuschauer bekommen ihre „Stars“ noch hautnah zu spüren. Einen Stadionvorplatz gibt es heutzutage selten. In Sandhausen gibt es einen Stadionvorplatz, ähnlich wie in Oberhausen. Hier wird das Vereinsleben regelrecht praktiziert.
RWO kann man ein Stückweit mit dem SVS vergleichen, beide hatten zu Zweitligazeiten ähnliche Voraussetzungen und kämpfen im Schatten der Großen um Zuschauer. Fakt ist die Oberhausener haben starke Nerven. Nach den Zeiten in der 2. Bundesliga folgten bittere Enttäuschungen: Abstiege, Kampf um die Existenz etc. Die Verantwortlichen Sommers, Binder und Gieske gemeinsam mit vielen starken Partnern im Background schafften es aber den Verein in Stabilität zu bringen. Geduld ist eine wichtige Tugend von der Präsident Hajo Sommers immer begleitet wurde. Der Verein Rot Weiß Oberhausen ist ähnlich wie der SV Sandhausen im kommerziellen Fußballbecken echt geblieben. RWO steckte sein Geld lieber in Steine, als in Beine. Entstanden ist daraus ein sehr, sehr anerkanntes Nachwuchsleistungszentrum. Das NLZ wird seit Jahren geleitet von Thomas Hüfner. Die U19 ist in der A-Jugend Bundesliga vertreten und feierte in der vergangenen Spielzeit Siege gegen Teams wie Gladbach, Leverkusen etc. Das sind Hausnummern im Fußball, die ganz andere Aufwendungen für die U19 hinnehmen, während die RWO Jugendtalente für wenig Kohle auf dem Platz ihre 100 Prozent abliefern.
Am Samstagabend wird die Atmosphäre trotz des miesen Loses für die Oberhausener eine besondere sein. Rund 4000 Karten wurden im Vorverkauf abgesetzt. Die Fans werden das Stadion Niederrhein wieder zu einem Hexenkessel verwandeln. Ca. 250 Fans werden aus Sandhausen erwartet. Eine große Anzahl für die Verhältnisse des Clubs. Für den SVS läuft es sportlich derzeit gar nicht rund, zumindest was die Ergebnisse betrifft. Zuletzt gab es eine Pleite in Fürth und am heimischen Hardtwald gegen den HSV ein 0:3 Debakel. In Oberhausen sieht die Welt derzeit anders aus. Das Team von Terranova/Langerbein belegt den 1. Tabellenplatz in der Regionalliga West und feierte zum Auftakt 3 Siege in Folge.
Der DFB Pokal lebt von seinen eigenen Gesetzen, auch am kommenden Samstag?
Sicher wird es innerhalb des Wettbewerbs wieder die ein oder andere Überraschung geben.
Der Besuch im Stadion Niederrhein lohnt sich definitiv, denn die Besucher dort bekommen ein besonderes Nostalgie-Angebot. Echte Bratwurst vom Grill, echten leidenschaftlichen Fußball und insbesondere ein positiv verrücktes Fußballumfeld geboten, eben RWO.
Der Verein schafft es Identifikationsfiguren wie Patrick Bauder und Raphael Steinmetz zu binden, aber auch den Nachwuchs zu Fördern. Mike Jordan, Innenverteidiger schaffte zuletzt den Sprung aus der eigenen U19 zu den Profis und ist bis Dato in der angelaufenen Saison eine feste Größe in der Regionalliga-Elf. Dieser Weg signalisiert deutlich, dass RWO auf den Nachwuchs baut und ein enger Dialog zwischen 1. Mannschaft und NLZ besteht. Legenden werden gepflegt, so sieht man bei vielen Heimspielen der 1. Mannschaft einen Oliver Adler auf der Tribüne. Adler lebt den RWO, sein Sohn René feuert den Verein bei jedem Heimspiel lautstark von der Tribüne an. Aktuell entsteht auch etwas in Puncto Zuschauerzahlen, diese steigen nach der Eröffnung der Revierkrafttribüne deutlich. Neben Adler pflegt der Verein insgesamt seine alten „Helden“. In der Sponsorenkantine, so nennen die Oberhausener ihren VIP-Bereich hängen viele Bilder aus alten Tagen die an die Historie des Clubs erinnern.
Anstoß am kommenden Samstag ist um 18:30 Uhr im Stadion Niederrhein, wo die Anzeigetafel per Hand bedient wird und der Präsident noch das Stadion fegt.