Online- und stationärer Handel verzeichnen Rekordniveau 2017
Bücher, Smartphones, Kleidung – die Deutschen bestellen den Großteil ihrer Geschenke inzwischen im Internet. Dennoch sind die Erlöse im deutschen Einzelhandel im Jahr 2017 laut Schätzungen des Statistischen Bundesamtes auf ein Rekordniveau gestiegen. Doch der Online-Handel boomt weiter. Mit Spannung erwartet werden deshalb die tatsächlichen Zahlen für das gesamte Jahr 2017, welche das Bundesamt inklusive der Dezemberwerte zeitnah veröffentlichen möchte.
Zusteller schlagen Alarm
Online-Shopping wird in Deutschland immer beliebter: Insgesamt legte der Geschäftsumfang im Online-Handel in den ersten 11 Monaten 2017 um 9,6 Prozent zu; für das Gesamtjahr rechnet der Handelsverband Deutschland (HDE) mit einer Steigerung um etwa 10 Prozent. Besonders bemerkbar machte sich das hohe Bestellaufkommen in der Weihnachtszeit. 2017 wurden so viele Geschenke wie nie online geordert – bis zu 15 Millionen Pakete am Tag lieferten die Zusteller an Privathaushalte und Firmen aus. Einige Dienstleister zogen angesichts der hohen Auslastung schon vor der Adventszeit die Notbremse, weil die erwarteten Bestellmengen die logistischen Kapazitäten überschreiten: Hermes hatte mit seinen Kunden „regionale Obergrenzen“ vereinbart, der Paketdienst GLS nahm keine Neukunden mehr an.
Damit treiben die Unternehmen laut Heribert Trunk, dem ehemaligen Präsidenten der Industrie- und Handelskammer in Oberfranken, noch mehr Kunden in die Arme des Platzhirschen Amazon. Der mit Abstand umsatzstärkste Onlinehändler in Deutschland arbeitet mit der Posttochter DHL zusammen, die über das dichteste Zustellnetz und eigene Paketstationen verfügt.
Um die Boten zu entlasten, müssten Zusteller nach Trunk verstärkt in Lagerstationen investieren – idealerweise an Orten, an denen die Kunden ohnehin vorbeikommen und kurz anhalten können. Denn gravierende Problem bei GLS, DPD und Co. sind zum einen der Personalmangel, zum anderen die Tatsache, dass Boten die Kunden immer seltener zu Hause anträfen.
Hochbetrieb bei Onlinehändlern: Kraftakt in der Logistik
In Nürnberg haben die Zusteller DPD und GLS angesichts der vielen Pakete schon 2016 ein Pilotprojekt gestartet, das nun erweitert werden soll, um Paketboten und Umwelt gleichermaßen zu entlasten: Leichte Sendungen werden in der Innenstadt mit emissionsarmen Elektro-Lastenrädern von einem Mikrodepot zu den Empfängern gebracht. Die Stadt, der Freistaat Bayern und die Industrie- und Handelskammer haben das Projekt unterstützt, ebenso die Technische Hochschule Nürnberg unter der Leitung von Ralf Bogdanski, Professor für Nachhaltige Unternehmensführung und Logistik.
Und auch die Onlinehändler mühen sich nach allen Kräften, dem hohen Bestellaufkommen gerecht zu werden. Waren müssen in kürzester Zeit abgefertigt, verpackt und mit wendigen Flurförderzeugen im Lager verstaut werden, bis sie in der Kommissionierung für den Versand vorbereitet werden. Leicht zu bedienende und wendige Hubwagen und Stapler wie die Ameise ermöglichen eine flexible Lagerlogistik, die den hohen Anforderungen gewachsen ist. Moderne Warenwirtschaftssoftware und Trackingsysteme tragen derweil dazu bei, den Überblick über den Warenbestand und die Retouren zu behalten, die Lieferzeiten abzuschätzen und zu jedem Zeitpunkt kontrollieren zu können, wo sich die Pakete befinden.
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