Duisburger, auf die Barrikaden!
Als ich mich damals gemeinsam mit dem BUND und den Grünen für den Erhalt der Platanen an der Mercatorstraße engagierte, wurde unsere Bürgerinitiative von vielen Unterstützerinnen und Unterstützern getragen, auch solchen, die sonst wenig mit den Grünen oder der Umweltschutzbewegung am Hut haben, die aber das gewachsene Duisburger Stadtbild bewahren wollten. Groß war die Empörung über die Arroganz und Ignoranz, die darin zum Ausdruck kam, dass trotz eines sehr erfolgreich angelaufenen Bürgerbegehrens großes Gerät aufgefahren wurde, nachdem protestierende Baumschützer von einem Großaufgebot der Polizei weggetragen worden waren, das man sich, Gruß an den Duisburger SPD-Chef und nordrhein-westfälischen Innenminister Ralf Jäger, gerne zu Silvester am Kölner Hauptbahnhof gewünscht hätte.
Welche Konsequenzen soll man also ziehen, wie kann man sich dafür engagieren, dass Duisburg vor diversen verantwortungslosen Stadtplanungen geschützt wird? Die Strategie der Demotivation und Demobilisierung – so lange neue Säue durchs Dorf treiben, bis sich niemand mehr dagegen wehrt – sollten wir nicht aufgehen lassen. Wir sollten nicht zulassen, dass sich unsere Stadtplanierer am Ende zufrieden hinstellen und sagen: „Endlich haben die Wutbürger es eingesehen, dass wir Recht hatten!“ Besonders, wer unmittelbar oder mittelbar betroffen ist, muss sich zur Wehr setzen! Bei den Bäumen kann nicht eindringlich genug appelliert werden: Der Fällwahn kann nur gestoppt werden, indem viele von uns auf die Straße gehen und damit ein deutlich sichtbares Zeichen setzen. Denn jede schwach besuchte Demonstration wird von den Akteuren händereibend als Eingeständnis interpretiert: „Diese paar Baumfreaks sind nicht der Rede wert.“
Und ganz besonders die Anlieger sind hier gefragt! Manche gehen ja davon aus, dass es am BUND ist, sämtliche Aktionen zu initiieren. Das funktioniert aber so einfach nicht, denn man muss wissen: Die Gesichter von Kerstin Ciesla und Johannes Meßer sind im Duisburger Rathaus hinlänglich bekannt, die der aktiven Grünen-Politiker auch. Niemanden im Rathaus würde es beeindrucken, diese mal wieder auf den Zeitungsfotos zu sehen, zusammen mit einem überschaubaren Kreis, der regelmäßig an diversen umweltpolitischen Aktivitäten teilnimmt. Da erzielen die egoistischen Baumfeinde, die es auch gibt, die die Bude eintelefonieren, bis ein lästiger im Weg stehender Baum gefällt wird, dann mehr Aufmerksamkeit. Erst ein längerer Demonstrationszug oder viele Unterschriften unter einem Bürgerbegehren setzen ein deutliches Signal. Deshalb sind wir alle gefragt – jeder, dem die Duisburger Beton-Politik stinkt, sollte selbst aktiv werden, Sympathisanten gewinnen und bei den Aktionen der anderen mitmachen, anstatt sich darauf zu verlassen, dass die anderen es schon für ihn tun werden.
Gerade der BUND ist ja als basisdemokratische Organisation, wenn er von der Stadt mehr Bürgerbeteiligung einfordert, zugleich darauf angewiesen, dass die Bürger sich auch tatsächlich beteiligen. Denn sich anzumaßen, „Wir sind das Volk!“ zu rufen und damit stellvertretend für eine unsichtbare Mehrheit zu sprechen, das bleibt mal schön gewissen anderen politischen Gruppierungen vorbehalten. Zudem sind die personellen Ressourcen des BUND begrenzt: Die dort Aktiven agieren ehrenamtlich, bekommen also im Gegensatz zu unseren Stadtplanern und Stadtplanierern kein Geld dafür und müssen ihre Aktivitäten, die oft mit viel zeitraubender Kleinarbeit verbunden sind, auf Feierabend und Wochenende verlegen. Wer selbst meint, wenig Zeit zum Engagieren zu haben, wird sich vorstellen können, dass andere „eigentlich“ auch wenig Zeit haben, es aber trotzdem tun – nur, wenn viele ebenso denken, wird da eine starke Gruppe draus.