UCI Mountainbike Weltcup presented by Shimano in Albstadt: Deutscher Nachwuchs mit Potenzial
Im Rahmen der Gonso Albstadt MTB Classic gastiert dieses Jahr die UCI Junior Serie im Bullentäle. Das ist auch für die deutschen U19-Fahrer eine Art Schaulaufen vor eigenem Publikum und gleichzeitig die Möglichkeit sich für die WM in Nove Mesto zu qualifizieren. Bei der EM am vergangenen Wochenende in Schweden haben sie auch ohne Medaille durchaus Klasse aufblitzen lassen.
In deutschen Mountainbike-Kreisen wird seit Jahren über die Nachwuchs-Frage debattiert. Bei den Damen ist nach wie vor Sabine Spitz die einzige Medaillen-Lieferantin. Auch bei der EM in Jönköping, Schweden, war das am vergangenen Sonntag so. Spitz gewann Bronze. Mit Adelheid Morath (31) und Helen Grobert (24) haben zwei jüngere Damen Anschluss an die Weltspitze gefunden.
Bei den Herren klafft dagegen eine große Lücke hinter Manuel Fumic (34) und Moritz Milatz, der auch bald 34 wird. Dabei sieht es bei den Junioren gar nicht so schlecht aus. Immer wieder tauchen da Talente auf und gewinnen bei EM und WM Medaillen.
Bei der EM in Schweden gab es zum ersten Mal seit 2006 keine deutsche Junioren-Medaille. Das muss aber nichts heißen, denn auch die Schweizer hatten diesbezüglich eine dreijährige Lücke. Und schließlich fiel in Schweden mit Torben Drach der aktuell stärkste U19-Fahrer auch wegen Krankheit aus und bei der Vorjahres-EM-Siebten Anna Saier aus Offenburg läuft das Frühjahr aus gesundheitlichen Gründen etwas holprig. Sie musste auf die EM verzichten und auch in Albstadt-Start steht in Frage.
Mit Leonie Daubermanns fünften Rang, sie gehört dem jüngeren Jahrgang an, und Platz acht für Niklas Schehl aus Braunsbach ließen die Deutschen dennoch Klasse aufblitzen.
Nachwuchs-Bundestrainer Marc Schäfer: Ich denke, wir sind in der Breite gut aufgestellt. Mir ist auch lieber zwei, drei Leute zu haben, die vorne vertreten sind als dass man von einem abhängt, der eine Medaille holt und der nächste kommt auf 25.“ Das sagt Schäfer weil er es als seine Aufgabe betrachtet, die Sportler für die anschließende U23-Zeit gut vorzubereiten und sich weniger als U19-Medaillenschmiede versteht.
Top-Fünf-Resultate sind drin
In Albstadt können sich die deutschen Junioren erneut beweisen. Nach einem Jahr Pause gastiert die UCI Junior Serie, der Nachfolge-Wettbewerb des Junioren-Weltcups wieder auf der Schwäbischen Alb.
Bei den männlichen Junioren sind die Franzosen, angeführt von Europameister Thomas Bonnet und die Schweizer mit Vize-Europameister Vital Albin die bestimmenden Nationen. Bei der EM machten diese beiden Verbände die Plätze eins bis sechs unter sich aus. Allerdings hat Torben Drach im April in Montichiari alle Franzosen geschlagen und ein Rennen der UCI Junior Serie gewonnen. Aussichtslos liegen die Deutschen also nicht zurück.
Die Bullentäle-Schleife ist für den verhältnismäßig großen Schwarzwälder nicht unbedingt geeignet und man muss abwarten, wie viel Form ihm die Krankheit genommen hat. „Niklas Schehl sehe ich zwischen Platz fünf und sieben und Vinzent Dorn kann sicher auch um einen Top-Ten-Platz kämpfen“, meint Schäfer. Der zweite Kirchzartener hatte bei der EM Probleme, die er sich nicht erklären konnte.
Der Friedrichshafener David List zeigte in Huskvarna nach einem schlechten Start eine tolle Aufholjagd, die auf Rang 15 endete. Vielleicht geht in Albstadt ja noch ein bisschen mehr.
Bei den Juniorinnen sieht der Bundestrainer die EM-Fünfte Leonie Daubermann (Gessertshausen) und auch Nina Benz aus Laichingen, die bei der EM an zehnter Stelle liegend stürzte, als Top-Ten-Kandidatinnen. Die neue Europameisterin Sofie Wright aus Großbritannien und die EM-Zweite, die Französin Hélène Clauzel gelten auch in Albstadt als favorisiert. Zumal die Strecke in Jönköping ein wenig mit dem Profil des deutschen Weltcups vergleichbar ist.
Kathleen Bock aus Hülben und Franziska Blaß (Bayreuth) kommt das Profil im Bullentäle nicht so sehr entgegen.
Drei Junioren-WM-Medaillengewinner in drei Jahren
Insgesamt ist es um den deutschen Nachwuchs nicht so schlecht bestellt, wie man meinen könnte. Im vergangenen Jahr holte Max Brandl WM-Silber, im Jahr davor Luca Schwarzbauer WM-Bronze und 2013 wurde Lukas Baum gar Weltmeister. Allerdings ist die Frage, wie weit das Talent letztlich reicht, ob sie sich in der U23 durchsetzen können und dann in der Elite oben ankommen. Das hängt oft auch an den persönlichen Präferenzen, respektive dem Umstand ob ein Youngster wirklich eine Profi-Karriere als erstrebenswert erkennt. „Da muss man sehen, dass wir in Deutschland auch nur wenige Teams und Sponsoren haben, die so was überhaupt ermöglichen“, meint Marc Schäfer.
Lukas Baum hat in seinen ersten beiden U23-Jahren nur punktuell angedeutet, dass er in die Fußstapfen von Fumic und Milatz treten kann. Auch Luca Schwarzbauer hatte im vergangenen Jahr Probleme. Mit einem starken neunten Rang bei der EM hat er allerdings wieder Hoffnung gemacht. Auch Max Brandl hat dieses Jahr schon beachtliche Ergebnisse abgeliefert und will in Albstadt beim U23-Weltcup am Sonntag zeigen was er drauf hat.
UCI Junior Serie: Reformbedürftig
Die UCI Junior Serie ist auf allen Kontinenten vertreten und sie dient erst einmal dazu eine Rangliste zu erstellen, nach der dann bei den internationalen Meisterschaften die Startaufstellung vorgenommen werden kann. Albstadt ist der einzige Weltcup-Standort, an dem gleichzeitig auch Rennen dieses U19-Formats gefahren wird. Für die Nachwuchs-Fahrer ist die Atmosphäre natürlich zusätzliche Motivation.
Die Rennen sind offen für alle Lizenzfahrer, entsprechend groß sind die Starterfelder. Bis zu 200 männliche Junioren stehen dabei am Start. Da offenbart sich auch ein Geburtsfehler im System. Punkte gibt es nur bis Platz 20. Wenn also ein Fahrer auf Position 150 startet, ein tolles Rennen fährt und 29. wird, muss er im nächsten Rennen wieder auf 150 auf den Startschuss warten.
„Das ist dringend reformbedürftig“, meint auch Marc Schäfer. Übrigens sind auch die Europameisterschaften sehr niedrig eingestuft. Lediglich bis Platz zehn gibt es Punkte. Der David List, zum Beispiel, wurde in Schweden 15., doch damit konnte er für Albstadt seine Startposition nicht verbessern.
Bei den Juniorinnen sind die Starterfeldern mit plus-minus 50 eher übersichtlich, da ist das Handicap nicht so markant.
Die Punkte sind ein Aspekt. Viele Nationen nutzen die Serie-Rennen auch als Qualifikations-Plattform für die Europa- und Weltmeisterschaften. Für die deutschen Juniorinnen gilt im Bullentäle Platz 1 bis 6 als A-Norm und bis Platz zwölf als B-Norm, die zweimal zu erfüllen ist.
Bei den Junioren wird zwischen den jüngeren (1999) und dem älteren Jahrgang differenziert. Die Jüngeren benötigen nur einen Platz unter den besten Zwölf, um die Norm zu erfüllen. Oder zweimal Top 20. Für die Älteren liegt die Latte etwas höher (Top Acht/Top 15).
Fotos: 2014 UCI Junior Series in Albstadt, ©EGO-Promotion, Marius Maasewerd/Armin M. Küstenbrück