Loveparade: Offener Brief an die Ministerpräsidentin Hannelore Kraft
Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin,
die obige Entscheidung des Landgerichtes Duisburg veranlasst mich, Sie erneut in dieser Form um Hilfe zu bitten, denn die in meinem damaligen Schreiben zu Ausdruck gebrachten Sorgen sind leider in vollem Umfang eingetreten. Ich füge dieses Schreiben bei. *siehe unten
Die Entscheidung des Gerichtes löst nicht nur erneut Entsetzen und Unverständnis bei Opfern und Hinterbliebenen der Loveparade-Katastrophe aus, sondern lässt viele Bürger an der Glaubwürdigkeit der Justiz und damit zu guter Letzt an das Funktionieren unser Demokratie zweifeln.
Als Begründer der Bürgerinitiative ‚Neuanfang für Duisburg‘ möchte ich sie nicht nur namens der Unterstützer sondern gewiss auch im Namen der Opfer bitten, Ihre politische Verantwortung als Landesherrin zu nutzen, die nächsthöhere gerichtliche Instanz beim Oberlandesgericht Düsseldorf argumentativ und faktisch zu unterstützen, die zu einer Prozesseröffnung notwendigen Beweismittel zu erbringen.
Es ist nicht zu ertragen, dass wegen offenkundiger Fehler eines Gutachters und weiterer erheblicher Mängel im Ermittlungsverfahren die Verursacher dieser ungeheuerlichen Katastrophe nicht zur Verantwortung gezogen werden.
Es scheint auch dringend geboten, die fachlichen Diskrepanzen zwischen der ermittelnden Staatsanwaltschaft und den Gerichten zu bereinigen.
Auch hierzu bitten wir um Ihre politische und argumentative Unterstützung in einem Maße, in dem die verfassungsgemäße Eigenständigkeit der Judikative gewahrt bleibt.
Schon bei ihrer Rede zur Trauerfeier für die Hinterbliebenen haben sie die richtigen Worte gefunden.
Bitte nutzen Sie Ihre Kompetenz und Glaubwürdigkeit in Sinne der Opfer und Hinterbliebenen und nicht zuletzt zur Festigung der Glaubwürdigkeit unseres Rechtsystems.
Mit freundlichen Grüßen
Werner Hüsken
Bürgerinitiative Neuanfang für Duisburg
Der erste Brief aus dem Jahr 2010
Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin,
inzwischen sind 8 Wochen seit den schlimmen Ereignissen in Duisburg vergangen. Die Bürger der Stadt und schlimmer noch die Opfer erleben nahezu täglich das traurige und unwürdige Schwarze Peter-Spiel gegenseitiger Schuldzuweisungen.
Offenbar niemand ist ernsthaft gewillt oder in der Lage Verantwortung zu übernehmen. Machtbesessene Politiker im Rat verspielen die Glaubwürdigkeit aller Verantwortlichen in dieser Stadt.
Im Wust gewaltiger Datenmengen und immer neuer Erkenntnisse gewinnt man den Eindruck, das es am notwendigen Überblick fehlt.
Seit 8 Wochen laufen die Ermittlungen der Polizei. Niemand erwartet bis zu diesem Zeitpunkt gerichtsverwertbare Ergebnisse . Dennoch haben wir den Eindruck, das die Untersuchungen in aufgrund der gewaltigen Datenmengen, die zu bewältigen sind sehr schleppend und unkonkret verlaufen. Es wird immer noch gegen Unbekannt ermittelt.
Ich möchte dies am Beispiel des Kanaldeckels auf der Rampe zum Veranstaltungsgelände erläutern:
Die Bilder dieser unsäglichen Todesfalle habe ich vor einigen Tagen im Internet gefunden. Sehr schnell fast auf Anhieb fand ich auch anhand des im Netz verbreiteten Videomaterials Belege dafür, das dieser provisorisch und dilettantisch abgedeckte Kanaldeckel sich genau an der Stelle befindet, an der die meisten Menschen zu Tode gekommen sind.
Dieses Beweismaterial ist so offensichtlich und schockierend, das ich mich frage, weshalb ist dies der gesamten Phalanx der ermittelnden Fachleute bisher nicht aufgefallen? Erst Angehörige der Opfer, haben aufgrund dieser offenkundigen Belege die Ermittlungen in Gang gebracht.
Wir fragen uns weiterhin:
Wie war es möglich, das ermittelnde Behörden, die bei jedem kleinen Einbruchdiebstahl sorgfältigst Spuren sichern, dies bisher offenbar übersehen haben?
Wer hat diese unglaubliche Todesfalle auf dem einzigen Zugang zum Veranstaltungsgelände entdeckt und so dilettantisch abdecken lassen?
Über viele Stunden ist das Gitter hinter dem Verkehrsschild auf den Videos zu sehen. Niemand der Beamten und Sicherheitskräfte soll die tödliche Gefahr, die von diesem Gitter ausging bemerkt haben!!!???
In der Ratssitzung am 06.09.2010 wurde durch die Rechtsanwältin der Stadt, Frau Jasper mitgeteilt, das Mitarbeiter der Ordnungsbehörde noch am Abend vor der Veranstaltung die Zugangsrampe besichtigt haben. Warum wurden hier so offensichtliche Gefahrenquellen übersehen?
Nicht zuletzt, weil sich niemand der politischen Verantwortung stellt, wird die Frage nach rechtlichen Schuld immer dringlicher.
Man gewinnt den Eindruck, das auch hier vergessen werden könnte, das die Fragen nach der Schuld in der Menge der ‚Erkenntnisse‘ untergehen und am Ende die Opfer dieser von Menschen verursachten Katastrophe weitgehend allein gelassen werden.
Da stellt man erst nach Wochen fest, das wichtige Unterlagen beim Veranstalter Schaller ‚vergessen‘ wurden. Man stellt ebenfalls erst nach Wochen fest, das die Unterlagen von der Stadt Duisburg lückenhaft sind. Man vereinbart dann mit dem Chef dieser Behörden, die mit im Focus der Ermittlungen stehen einen Termin um die fehlenden Dokumente abzuholen.
Wem kommt da nicht der Gedanke, das Zeit genug war, die Unterlagen – sagen wir es neutral – vorzubereiten? Wer hat da nicht den Eindruck, das die ermittelnden Behörden mit den Verantwortlichen zu zurückhaltend umgehen?
Die angesprochenen Fragen bestärken uns in der Auffassung, das es dringend notwendig ist, auch die Zuständigkeit der Staatsanwaltschaft aus dem unmittelbaren Umfeld der Stadt Duisburg zu verlegen.
Dies darf so nicht weitergehen.
Schon bei ihrer Rede zur Trauerfeier für die Hinterbliebenen haben sie die richtigen Worte gefunden.
Deshalb bitten wir sie um Unterstützung.
Mit freundlichen Grüßen
Der Unterschiftensammler
Werner Hüsken