Duncan Reid – A little big Head
Er war dabei als der Punk in England explodierte. Mit den „Boys“ schrieb er wahre Punk-Geschichte. Jetzt ist er seit geraumer Zeit solo unterwegs mit einem Pop-Punk Repertoire der Extraklasse. Mr. Duncan Reid!
Ich denke, dass es über 25 Jahre her ist als ich das Album von den „The Boys“ zum ersten Mal hörte. Es hat mich schier umgehauen. Leider war es so, dass kaum ein anderer aus meiner Punk-Clique sie gut fand. Sie entsprachen halt nicht dem typischen Klischee von Punks mit all ihren Attributen. Als wenn das eine Rolle spielen würde. Von 1976-2011 spielte Duncan Reid Bass und agierte als Sänger. Nun ist er solo mit seiner Band „Little Big Heads“ unterwegs. Eine Begegnung mit einem echten Punk Rock Veteranen.
Als ich ihn vor der Essener Rock n Roll Bar „Freak Show“ traf, wirkte er erstaunlich fit und gesund. Er lebt zumindest auf Tour abstinent. Zu Beginn des Gesprächs bestellt er sich einen Tee und wirkt beinahe sicher mit der deutschen Sprache. „Sprachen ist einer meiner Hobbys. Ich spreche z.B. französich besser als spanisch. Als ich letztes Jahr in Hamburg spielte machte ich quasi alle Ansagen auf deutsch. Den Leuten gefällt es halt wenn man in deren Landessprache kommuniziert“ so Reid.
Duncan Reid wuchs in Canterbury, 80 km von London entfernt, auf. Als Kind liebte er Fußball und das klettern auf Bäumen um Äpfel zu stibitzen. Außer der berühmten Kirche ist Canterbury wohl nur als Heimatstadt von Orlando Bloom bekannt. Mit 17 Jahren ging er nach London und irgendwann kam der Punkhit schlechthin von den Boys. „First Time“ ist ein ewiger Klassiker. In dem Song wird das berühmte „erste Mal“ in witziger Weise besungen. Wie war eigentlich sein persönliches „first time“? Reid : „Ich startete spät. So mit 17 oder 18. Schrecklicherweise habe ich ihren Namen vergessen aber ich erinnere mich wirklich gut an sie. Es war toll. So wie es eben sein sollte“ erzählt er lachend. Mittlerweile ist er verheiratet jedoch bin ich skeptisch als er meine Frage nach Groupies verneinte und eigentlich nie flirtet. Dafür wirkt er viel zu charmant auf die Ladies.
„The Boys“ waren eine der Lieblingsbands von Joey Ramone und sie spielten zusammen mit den Ramones auf einer Tour. „Don´t meet your Heros. Dee Dee schien immer unglücklich zu sein. Joey überaus freundlich aber stets mit seinen langen Beinen hadernd. Wir fragten sie warum sie ihren Hit „Baby, I love you“ nicht live spielten. Die Antwort war einfach. Sie konnten es nicht. Casino Steele spielte schließlich die Streicher auf seinem Keyboard und ich übernahm die Backing Vocals. Wir waren wohl die einzigen welche zusammen mit den Ramones auf einer Bühne standen, ohne ein Ramone zu sein“.
Im Sommer 2012 erschien sein erstes Solo-Album „Little Big Head“. Facettenreicher Pop-Punk auf einem sehr persönlichen Album über Liebe, Begegnungen und Freunde. Reid : „Als ich mich von den Boys trennte ging es mit mir nicht besonders gut aber ich hatte tolle Unterstützung von Freunden wie Tony Barber, Vom Ritchie oder Mariano Asch“. Als er am Abend seine Show spielte sah man ihm seine Spielfreude an. Seine berühmten Tanzeinlagen mit dem Bass hat er immer noch drauf. Songs wie „Montevideo, „Kellys gone insane oder „Thinking“ sind mitreißende Pop-Punk Songs und wurden begeisternd vom Publikum angenommen. Im September erscheint sein neues Album. Duncan Reid still rocks.