Fast ein Eklat – oder wie ein vermeintlicher Artikel entsteht
“In der Not frisst der Teufel Fliegen”, lautet eine wohlbekannte Redensart. Dies gilt wohl auch für Journalisten, und sei es bei der FAZ. In die Kritik ist das Filmforum Duisburg geraten, weil es von 2010-2012 Zuschüsse von der Stadt erhalten musste. Das Filmforum ist eine städtische Einrichtung, die der VHS zugeordnet ist und immer noch einen Bildungsauftrag verfolgt, der weit über die kommerziellen Interessen des Multiplexkinos am Hauptbahnhof hinausreicht. Mehr Kinos gibt es in der Stadt nicht!
Doch dies ist nicht alles: Das Filmforum gehört mit seinem Dokumentarfilmfestival zu den wenigen Einrichtungen in Duisburg mit überregionaler Ausstrahlung. Es wird dabei von den Sendern Arte und 3Sat unterstützt, ist ein Festival der Filmemacher, indem es nicht nur Filme präsentiert, sondern auch Austausch und Kritik der Kollegen untereinander fördert.
Gemessen an diesem Engagement, das die Stadt Duisburg laut dem Referat für Kommunikation und Bürgerdialog mit ca. 200.000 Euro jährlich bezuschussen musste, hätte die provinzielle Oper am Rhein, sieht man vom Ballett ab, längst versenkt werden müssen, zumal es um ganz andere Beträge geht. Doch worum geht es überhaupt?
Am Montag den 07.04.2014 veröffentlichte Manfred Schäfers (FAZ) einen beiläufig verfassten Text über eine Sonderinformation des Deutschen Steuerzahlerinstituts, das zum Bund der deutschen Steuerzahler e.V. gehört. Die Sonderinformation war Anfang April erschienen, liegt als PDF vor und ist betitelt mit: “Staat vor Privat? Risiken kommunaler Wirtschaftstätigkeit”. Schäfers zitiert zur allgemeinen Charakterisierung der Studie ein Zitat von BdSt-Präsident Reiner Holznagel, das auf der Ankündigungsseite zu finden ist und bedient sich einiger Beispiele aus der Publikation, darunter auch eines über Duisburg, über das kommunale Filmforum.
Die Sonderinformation besteht aus allgemeinen Teilen, die u.a. aus der Präsentation von Zahlen des Statistischen Bundesamtes bestehen, und aus aneinandergereihten Beispielen. Die Informationen des Steuerzahlerinstituts über das Filmforum Duisburg resultieren laut Literaturverweis auf städtischen Publikationen von 2012: Beteiligungsbericht, Haushaltsplan, Haushaltssanierungsplan und Fortschreibung zum Haushaltsplanentwurf (vgl. S.38/39). Die gemachten Aussagen, sieht man von der eingegangenen städtischen Verpflichtung ab, werden durch diese Publikationen jedoch nicht belegt. Es heißt: “Die Stadt Duisburg ist stark verschuldet. Daher ist nicht verständlich, warum die Stadt ein defizitäres kommunales Kino unterhält. In der Stadt Duisburg und in der näheren Umgebung gibt es mehrere private Kinos, wie z. B. die UCI-Kinowelt.” (S. 15) Dies kann nur von jemandem formuliert worden sein, dem Duisburg und die hiesigen Verhältnisse unbekannt sind, vor allem aber das Filmforum.
Die Formulierung des Sonderberichts als auch die Literaturverweise legen nahe, aus welchem Kreis der Tipp gekommen sein könnte. In der knappen Finanzlage ist den vergangenen Jahren nicht selten über eine städtische Profilbildung gesprochen worden, zu der auch gehörte, zu fragen, ob jede Stadt eine Oper, ein Theater haben muss. Durchaus ähnlich lautet der Verweis im Sonderbericht. Doch lassen sich (a) die städtischen Aufwendungen für Filmforum und Rheinoper nicht vergleichen, noch das jeweilige Renomee. Schade, dass sich ein Journalist und der Bund der Steuerzahler für einen billigen Trick missbrauchen lassen.