Die Liberalisierung und Besteuerung von Sportwetten in Deutschland
Anbieter von online Sportwetten bewegten sich hier zu Lande seit jeher in einer rechtlichen Grauzone. Mit ausländischen Firmenstandorten und Lizenzen wurde bisher versucht, sich der restriktiven Glücksspielpolitik im deutschen Staat zu entziehen.
Der unterschiedliche Umgang mit dem Thema Sportwetten in den einzelnen Bundesländern hat für weitere Verwirrung gesorgt. Doch damit ist jetzt Schluss. Seit dem 1. Juli 2012 ist ein neuer Glücksspielstaatsvertrag in Kraft, der nicht nur die Liberalisierung, sondern auch eine deutschlandweit einheitliche Regelung für die Sportwetten Branche bringt.
Von einer uneingeschränkt zulässigen Vermittlung von Sportwetten kann freilich nicht die Rede sein. Vielmehr weicht das Staatsmonopol einem Lizensierungsmodel: Wer Sportwetten vermitteln möchte, kann um eine der vorerst 20 deutschen Lizenzen ansuchen.
Großzügigkeit kommt selten allein: Im Gegenzug zu dieser eingeschränkten Marktöffnung möchte der Staat naturgemäß an den Einnahmen mitschneiden. Deshalb wird zugleich mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag auch eine Wettsteuer von 5% eingeführt. Seit 1. Juli sind also von den Wetteinsätzen der Kunden mit Wohnsitz in Deutschland 5% an den deutschen Fiskus abzuführen.
Mit diesem neuen Steuergesetz müssen die Wettanbieter ihr Finanzierungsmodell überdenken. Üblicherweise wird mit einer Gewinnspanne in ungefährer Höhe der nun fälligen Wettsteuer kalkuliert. „Wenn dieser Prozentsatz jetzt fast 1:1 abzuführen ist, dann sind für gewinnorientiertes Wirtschaften Änderungen in den Wettbestimmungen der einzelnen Anbieter unumgänglich“ meint etwa Thomas Fischer vom führenden Sportwetten Informationsportal sportwettentest.net
Dennoch versuchen viele Wettanbieter, ihre Kunden von den steuerlichen Aufwendungen frei zu spielen. Zu den Wettanbietern, welche die Wettsteuer derzeit noch nicht an den Endkunden weiterverrechnen zählen aktuell der deutsche Anbieter Tipico, der britische Buchmacher Ladbrokes sowie die vor allem im skandinavischen Raum tätigen Sportwetten-Anbieter Betsafe, Unibet, Expekt und Betsson.
Die meisten der großen und bekannten Anbieter von Sportwetten im Internet haben hingegen bereits auf die neuen Rahmenbedingungen reagiert und verrechnen die fällige Wettsteuer – zumindest teilweise – an die Wettkunden weiter. Zu diesem Kreis zählen die bekannten Namen wie Bwin, Bet-at-home, Bet365 und auch Interwetten.
Außerdem gibt es eine Reihe an Wettunternehmen, die unter den neuen Voraussetzungen nicht mehr am deutschen Markt mitspielen wollen – die britischen Anbieter William Hill und Betfair haben sich nach Bekanntwerden der neuen Rahmenbedingungen und insbesondere der steuerlichen Belastungen aus Deutschland zurückgezogen, ebenso wie die hierzulande relativ unbekannten Anbieter Paddy Power und 888.com.
Insbesondere die Schließung der Wettbörse Betfair für deutsche Kunden hat in der Szene für einigen Unmut gesorgt, schließlich war das innovative Konzept der Wettbörse bei deutschen Wettfreunden überaus beliebt.
Nachdem es sich bei der Wettsteuer um eine relativ junge Entwicklung handelt, wird sich auch der Umgang der Wettanbieter damit erst nach einiger Zeit einspielen. Über neue Entwicklungen in diesem Bereich informiert – nach eigenen Angaben täglich aktuell – die sportwettentest.net-Redaktion in der Rubrik „Wettanbieter“