Nach der ersten Kulturkonferenz Ruhr
Der Regionalverband Ruhr, der mit dem Ruhrparlament theoretisch die Basis für eine Metropole Ruhr bilden könnte, informiert auf seinen Seiten über die 1. Kulturkonferenz Ruhr, die bereits am 15. September stattgefunden hat. Online sind nicht nur kurze Anrisse zu finden, sondern auch Dokumente einzusehen bzw. downzuloaden.
Das unbeirrte Festhalten am Metropole-Konzept ohne vorzeigbare Metropole zeugt von einer Beharrlichkeit, die im Ruhrgebiet lebende als auch externe Bürger in Erstaunen versetzen kann. Normalerweise bezeichnet der Begriff ‘Metropole-Region’ eine Region mit mindestens einer Metropole. Die lokale sprachliche Neuschöpfung nimmt auf die politische Zersplitterung Rücksicht und setzt das Gewicht auf die Region, wie es u.a. auch die Menschen des Bayrischen Walds könnten, wenn es ihnen beim Marketing helfen würde.
Die hiesigen Funktionäre vertrauen darauf, dass ein neuer Begriff, je öfter er Verwendung findet, letztlich wie selbstverständlich klingt, ohne ein gesondertes Aufheben zu motivieren. Ob Metropole oder nicht, egal, Hauptsache Metrople, oder so ähnlich. Es ist diese sprachliche Willkür, mit der das Projekt begann und im Kulturhauptstadtjahr erste Erfolge und bittere Niederlagen verbuchen musste. Die bitterste der Niederlagen umfasste die zahlreichen Verletzten und Toten, soweit man bereit ist, die Loveparade-Katastrophe nicht zu vergessen.
Da eine politische Vereinigung unerwünscht ist, sowohl von Seiten des Landes als auch der Städte, sogar geschichtliche, noch aus preussischer Zeit stammende Ressortiments zwischen Rheinländern und Westfalen bekräftigt werden, sieht man in Kooperationen und Vernetzungen die einzige Möglichkeit, ein allmähliches Zusammenwachsen zu fördern und nachträglich, wann auch immer, den Metropolebegriff zu rechtfertigen. Eine speziell angefertigte Karte zeigt die inzwischen entstandenen Kooperationen im Sektor Kultur an.
Der Ausblick, der auf der Konferenz geboten wurde, reicht bis in das Jahr 2020. Ein Konzept, dass zukünftige Maßnahmen umreisst, wurde mit breiter Mehrheit verabschiedet. Eine besonderer Relevanz in den Städten hat aber die spezielle Frage nach einer zu bewerkstelligenden Kulturförderung. Heiner Goebbels, Intendant der Ruhrfestspiele, plädierte für eine Förderung, “die sich nicht an der Größe der Häuser ausrichtet, sondern an der künstlerischen Qualität und der Fähigkeit zur kulturellen Innovation.” Diese für die Region zu begrüßende Präferenz, mit der u.a. mögliche Außenwirkungen einbezogen wurden, blieb freilich eine Anregung, die aufgrund herrschender Vertragsverpflichtungen und lokaler Vorlieben nicht überall auf Gegenliebe stoßen wird. Berücksichtigt man zudem, dass die Kassen leer sind, muss man sich um Qualität und Innovation keine Sorgen machen. Dafür ist es fast zu spät.
Wenn kein Wunder geschieht, wird es weiter so laufen wie bisher, mit dem Unterschied, dass sich die mangelhafte Innovationskraft, das Festhalten an traditionellen Strukturen und altbackenen Kulturvorstellungen, die teilweise ans 19. Jahrhundert mahnen und durch die Vertreter der Altindustrie mitgeprägt wurden, noch im stärkeren Maße negativ auswirken.