Der Trend geht zum Zweitjob
Immer mehr Bundesbürger gehen neben ihrer Vollzeitstelle noch arbeiten: Seit dem Jahr 2003 hat sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Nebenjob mehr als verdoppelt. Auffällig ist dabei, dass die Zahl der Zweitjobber in den wirtschaftlich starken Bundesländern deutlich höher liegt als in den strukturschwächeren Ländern.
Die Zahl der Beschäftigten mit Nebenjob steigt
Nach einer Anfang Oktober von der Bundesagentur für Arbeit veröffentlichten Statistik, gingen im März 2012 rund 2,5 Millionen deutsche Arbeitnehmer Nebenjobs mit geringer Entlohnung nach. Das entspricht 8,8 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Im Sommer des Jahres 2003 hatte der Anteil mit rund 1,2 Millionen Arbeitnehmern noch bei 4,3 Prozent gelegen, seitdem steigt die Zahl der Zweitjobber kontinuierlich an. Diese Entwicklung wurde durch eine im April 2003 verabschiedete Neuregelung begünstigt, nach der zusätzliche Minijobs bis 400 Euro für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte steuer- und abgabenfrei bleiben.
Gründe für die Aufnahme eines Zweitjobs
„Der größere Teil der Beschäftigten mit Zweitjobs sind durchaus qualifizierte Leute mit gutem Einkommen, die sich noch etwas dazu verdienen“, sagte Brigitte Pothmer, die Arbeitsmarktexpertin der Grünen der Saarbrücker Zeitung
. Sabine Zimmermann, die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linken, deutet die steigende Zahl der Zweitjobber dagegen anders: Die Zahlen seien „ein deutlicher Hinweis darauf, dass Arbeit nicht mehr existenzsichernd ist und das Geld aus einem Job nicht mehr ausreicht“, sagte sie ebenfalls in der Saarbrücker Zeitung.
Was an den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit besonders auffällt, ist die Tatsache, dass die Zahl der Menschen mit einem zweiten Job in strukturstarken Regionen besonders hoch ist. Ende des vergangenen Jahres hatten im Land Baden-Württemberg 11,4 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmer einen Nebenjob. Während des gleichen Zeitraumes gingen im wirtschaftlich schwächeren Mecklenburg-Vorpommern jedoch nur 4,7 Prozent der Arbeitnehmer noch zusätzlich einem zweiten Job nach. Auch wenn sich unsichere und prekäre Beschäftigungsverhältnisse in Deutschland und auch weltweit ausbreiten, sprechen diese Zahlen eher gegen die These, dass Nebenjobs vor allem dazu dienen, die Existenz zu sichern.
Auch nach der Auffassung der Bundesagentur für Arbeit ist die Entwicklung, dass immer mehr Menschen zwei Jobs nachgehen, nicht zwangsläufig ein Beleg dafür, dass diese wachsende Gruppe mit ihrem normalen Einkommen nicht auskommt. Vielmehr hänge der starke Anstieg der Doppel-Arbeitnehmer in den vergangenen Jahren vor allem mit dem neuen Geringfügigkeitsgesetz aus dem Jahr 2003 zusammen.