Pornostar Kriss Stahl: 10 Jahre sind genug – nun kommt Neues!
Weltweit ist die Pornofilmindustrie immer noch, trotz Absatzeinbussen auch wegen des Internets, ein Milliardengeschäft. Die Nachfrage nach Angeboten ist aber ungebrochen hoch. Gerade der, in den letzten Jahren prosperierende schwule Markt nimmt da mittlerweile eine große Stellung ein. Um Filme zu produzieren braucht es neben den Produzenten und ihren Drehteams vor allem eines: die dafür geeigneten Darsteller. Einer, der in den letzten 10 Jahren zu den Stars der deutschen Gay-Pornofilmbranche zählte ist der Berliner Kriss Stahl. Ein nachdenklicher junger Mann mit vielen neuen Plänen, aber auch dem Selbstbewusstsein, auf für ihn erfolgreiche 10 Jahre Pornobranche zurückblicken zu können. Einer, der trotz seines Erfolges seinen Prinzipien treu geblieben ist und der heute, nach seiner aktiven Zeit als Darsteller, alle Facetten dieser Branche kritisch beleuchtet und für sich daraus seinen eigenen Nutzen gezogen hat.
Mit 13 war es ihm klar. Ich bin schwul! Der gebürtige Brandenburger, der frühzeitig sein Elternhaus verliess und bei seiner Großmutter aufwuchs, ging mit seiner Sexualität stets offen und offensiv um.
Mit 18 Jahren „rutschte“ er, wie er beschrieb, in die Pornobranche hinein. Er erhielt damals bereits von der Berliner Produktionsfirma einen Exclusivvertrag für Fotos und Filme. Zugesichert wurden ihm eine Gewinnbeteiligung von 50% auf die Vermarktung seiner Bilder. Kriss musste aber bald feststellen, dass die Firma viele Fotos in die USA weitergab, ohne dass er dafür eine entsprechende Beteiligung erhalten hat. Zu dieser Zeit war die Nachfrage nach seinem Typ allerdings schon deutlich gewachsen. Zumal es in der Branche noch keinen weiteren nennenswerten deutschen Darsteller gab. Die meisten schwulen Pornos wurden damals noch in den USA mit vornehmlich amerikanischen Modellen für den Weltmarkt produziert.
2001 brachte Kriss Stahl seine erste kommerzielle Website heraus. Dort bot er sowohl eine „free gallery“, als auch eine Fotovermarktung seiner Bilder an. Und schon kamen die ersten Anfragen aus den USA und aus Großbrittanien, die auf den deutschen Blonden, vom Typ Skaterboy, aufmerksam wurden. Er stieg aktiv in die Pornobranche ein.
2005 nahm ihn dann die deutsche Produktionsfirma XY-Studios /Mans Art des Produzenten Marcel Bruckmann, einem der Marktführer in Deutschland, unter Vertrag. Die Zusammenarbeit zwischen ihm und Marcel Bruckmann dauerte bis zum Ende seiner aktiven Karriere an. Heute sind sich beide freundschaftlich verbunden.
Über seinen ersten Pornodreh sagte Kriss: „Es war anstrengend! Für eine 20-Minuten-Szene haben wir damals 6 Stunden Drehzeit gebraucht. Mein Drehpartner hatte einfach gewisse anatomische Probleme. Aber irgendwann war die Szene im Kasten.“ Gefragt, ob er selbst schon mal unter Potenzproblemen beim Dreh gelitten hat, verneint er dies: „Nie. Einfach auch, weil mit der Sex vor der Kamera immer Spaß gemacht hat. Ausserdem hatte ich das Glück, oft mit tollen Partnern zu drehen. Mit der Zeit bekam ich auch immer mehr Mitspracherecht bei den Produktionen, da meine Filme gut liefen.“
Die aktive Filmzeit brachte den sympathischen Berliner um die Welt. Er war oft in den USA oder auch im asiatischen Raum unterwegs. Von seinen vielen Reisen, die er oft auch mit dem Team von Produzent Bruckmann, unternahm, hielt Stahl auf seiner Facebook-Seite seine vielen Fans immer auf dem Laufenden. In diesem Jahr zog er seinen persönlichen Schlussstrich unter der aktiven Zeit als Pornodarsteller. „Die letzten 10 Jahre waren für mich gute Jahre,“ resümiert er diese Zeit. „ich bin mir stets treu geblieben und hatte immer meine Prinzipien. Dazu gehörte für mich auch, dass ich niemals Bareback-Produktionen gemacht habe, auch wenn die Nachfrage nach diesen Film in den Jahren stieg. Safe war immer, im Film wie im privaten Leben.“ Heute sieht er mit Sorge, dass so manche Neueinsteiger, die auch auf eine große Pornokarriere hoffen, hier wesentlich leichtsinniger an die Sache gehen. „Oftmals sind sie nach einem Jahr verbraucht und desillusioniert, weil sie sich nach nur einem Film bereits zu den Großen der Szene zugehörig fühlten, was sie aber nicht sind“. Die Verlockungen, nicht nur finanzieller Natur, seien in der schwulen Pornoszene groß und oftmals unterschätzten aber gerade junge Darsteller das nicht immer einfache Geschäft mit dem Sex. Viele dieser jungen Darsteller, Stahl spricht von bis zu 90%, geraten neben dem Filmgeschäft auch in die Escortszene.
Alle diese Schattenseiten hat Kriss Stahl nicht am eigenen Körper kennen gelernt. Dafür hatte er zu viele eigene Ziele. Er selbst sagt, dass er im Pornobereich alles erreicht hat, was möglich gewesen sei. Dazu gehört auch ein internationaler Award, den die Pornoindustrie jährlich an besonders erfolgreiche Darsteller ihrer Branche vergibt.
Heute arbeitet Kriss im Bereich Adult Marketing. Neben einem SM-Studio, welches er in Berlin vermietet, betreibt er eine Agentur für den Dreh von privaten Pornofilme für jedermann. Ausgestattet mit dem entsprechendem Equipment und Know-how bietet der ehemalige Pornodarsteller Privatmenschen die Möglichkeit, eigene Filme nur für den Hausgebrauch zu produzieren.
Kriss Stahl nur auf Porno zu reduzieren, wäre falsch. Denn der private Kriss hat für sich selbst seine Massstäbe zielstrebig gesetzt. Zunächst holte er sein Abitur nach, um dann seit diesem Jahr Marketing zu studieren. Der Student verblüfft auch durch seine privaten Ansichten, die sicher so manche seiner Fans nicht in Einklang zum Pornodarsteller bringen können. Auf der einen Seite der extrovertierte, mit Nacktheit keine Probleme habende, Kriss und auf der anderen Seite ein junger Mann, der in der Nachbarschaftshilfe aktiv tätig ist. Der ältere Menschen ebenso wie die Natur und Tiere mag. Dessen Leidenschaft dem Sport, der Musik und der Fotografie gilt -hier besonders gern Naturaufnahmen- und der gutes und sinnvolles Essen liebt. Gerade das Essen bringen sicher viele seiner Facebookfans in direkte Beziehung zu ihm. Unzählige Schnappschüsse, die er ins Netz gestellt hat, zeigen ihn beim Essen, nach dem Essen oder auch beim zubereiten von Speisen. Wie gut für den leidenschaftlichen Gourmet, dass sich die Kalorien und Fettzellen offenbar beim ihm die Zähne ausbeissen. Mit seinen nun 30 Jahren sieht der Berliner besser denn je aus. Das er zudem die vielen Reisen liebt, kann auch jeder, der sich mit ihm befasst, auf Facebook nachlesen. Er reist nicht nur gern, er geniesst auch diese freie Zeit und die neuen Eindrücke und sagt, dass es seine persönlichen Auszeiten seien.
Vermutlich werden auch nur die wenigsten wissen, dass der ehemalige Pornodarsteller eine Zeitlang bei einem kirchlichen Träger als Jobcoach in Essen gearbeitet hat. Zu dieser Zeit wurde auch ein Theaterscout auf den gutaussehenden Berliner aufmerksam, der ihn zu einem Vorsprechen ins Theater bestellt. Zwar wurde leider aus privaten und beruflichen Gründen nichts aus einem Engagement, aber die Leidenschaft zur schauspielerischen Darstellung vor der Kamera hat er sich behalten. Obgleich er seine Rolle nunmehr hinter der Kamera sieht.
Für die Zukunft hat er seine festen Pläne und nach unseren Gesprächen ist davon auszugehen, dass er sich diese verwirklichen wird. Das schwule Sexsymbol will er nicht mehr sein, im Gegenteil, er träumt von einem „normalen“ familiären Leben. Auf die Frage, welcher Typ Mann seinen Vorstellungen entspreche, sagt Kriss: „Gar kein bestimmter Typ. Manchmal ist es eine Geste oder ein Lächeln, die von einem Mann ausgeht, um ihn für mich interessant werden zu lassen. Eigentlich ist das eine Gefühlssache für mich, die sich aus einem Augenblick ergibt.“ „ Wenn ich aber dann eine Beziehung eingehe ist monogames Verhalten für mich wichtig“, stellt er fest . Dazu passt es dann auch, dass er trotz seines Lebens in der Millionenstadt Berlin, nur selten in der Szene anzutreffen ist.
Das landläufige Bild, dass man sich von einem Pornodarsteller macht und die Klischees, die man diesen Menschen anheftet stimmen zumindest im Fall Kriss Stahl nicht. Die sexuellen Illusionen, die er in seinen vielen Filmen vermittelt, sind nicht die gleichen, die der Privatmann Stahl aussendet. Die 10 Jahre Pornodarsteller waren Beruf, vielleicht auch ein wenig Berufung, für ihn und er konnte immer trennen zwischen dem Darsteller und dem privaten Kriss Stahl. Nur so ist es wohl möglich, die Erfahrungen, die er gemacht hat, nun in seine aktuelle berufliche Tätigkeit umzusetzen. Und dies offensichtlich recht erfolgreich, wie viele Nachfragen an ihn belegen.
Die Fans müssen es verschmerzen: den Porno-Kriss wird es nicht mehr geben, aber sich den „neuen“ Kriss ein wenig näher anzusehen, lohnt allemal. Und das nicht nur auf Fotos. Ein intelligenter Gesprächspartner mit erstaunlichen Ein-und Ansichten, ein wirklich sympathischer Typ. Aber ein Trost bleibt: Kriss schreibt an einem Buch über sein Leben, seine Karriere und seine Ansichten. Wir sind gespannt! (D.O.)