Bayerischer Löwe als Tiger – Der Seehofer Horst
Der Seehofer Horst. Jetzt hat er mal wieder mit dem Koalitionsbruch gedroht. Das muss er ja auch; schließlich ist er der Vorsitzende der CSU. Und der bayrische Ministerpräsident. Da ist das sozusagen eine Pflichtübung. Der bayrische Löwe muss brüllen. Wie ein Tiger. Und wenn er dabei als Bettvorleger landet. Er habe das Wort Koalitionsbruch „nicht in den Mund genommen“, ließ der Seehofer Horst am Dienstagabend mitteilen. Na sicher; er hatte nur auf die Tatsache hingewiesen, dass „die Koalition ohne die Stimmen der CSU keine Mehrheit“ hat. „Irgendwann ist ein Punkt erreicht“, brüllt Seehofers Horst, „der uns zum Widerstand zwingt“, hätte damals Rainer Barzel gesagt, als die Sozis Deutschland an die Kommunisten verkaufen wollten. Aber weil diesmal Deutschland „nur“ an die prassenden Faulpelze im Süden verscherbelt werden soll, bleibt der bayrische Löwe noch recht moderat.
Wenn das Franz-Josef Strauß noch erlebt hätte! Erst recht moderat den Horst machen, und dann das Wort nicht in den Mund genommen haben wollen. Kruzifix nochmal! Was hatte er denn nun gesagt, Seehofers Horst? Dem Stern? Richtig: kein Koalitionsbruch. Aber doch: „Irgendwann ist ein Punkt erreicht, wo die bayerische Staatsregierung und auch die CSU nicht mehr Ja sagen können. Ich könnte das dann auch ganz persönlich nicht mittragen“. So schaut´s aus: die Staatsregierung, die CSU und Horst auch ganz persönlich. Ein Ruf wie Donnerhall: „Hände weg vom Grundgesetz!“ Der Seehofer Horst. Jetzt musste er sich aber auch langsam etwas einfallen lassen. Mit seiner Herdprämie droht er sich zu verrennen. Zwar hängen im bayrischen Wald durchaus die meisten Wähler (ja, die dürfen dort auch wählen!) am Glauben, dass die Brut am besten bei der Mutti aufwachse. Und zwar nur bei der Mutti.
Blöd nur, dass sonst alle irgendwie nicht besonders viel von Horstis Betreuungsgeld zu halten scheinen. Die Opposition sowieso nicht, die FDP nicht, die meisten in der CDU nicht, und inzwischen selbst viele CSU-Politiker nicht. Es wurde einsam um Seehofers Horst. Dabei ist Deutschland doch reif für den Rechtspopulismus, wie bspw. der Tagesspiegelschreibt. Und Bayern erst einmal! In den Umfragen liegt die CSU bei nur noch 43%, die FDP ist abgemeldet, aber die sog. „Freien Wähler“ (FW) sind schon bei 9%. Und das fast ganz ohne Betreuungsgeld. Da hat´s dem Seehofer Horst gedämmert: er hatte schlicht und einfach aufs falsche Pferd gesetzt. Thema verfehlt, Setzen, Sechs! Scheiß auf die Herdprämie. In Zeiten, zu denen sich das Volk nicht einmal mehr für Steuersenkungen erwärmen kann, weil es vor lauter Bankrottängsten nicht mehr schlafen kann…
Und außerdem: wer hat oder kriegt eigentlich noch Kinder? Kann man überhaupt, darf man überhaupt heutzutage noch Kinder in die Welt setzen, wenn man die blonden blauäugigen Kleinen nicht einmal mehr davor schützen kann, dass ihnen die südländischen Hallodris sowieso eines Tages all das wegnehmen werden, was der Opa aufs Sparbuch für sie eingezahlt hat?! Seehofers Horst hatte verstanden: wenn er schon als bayrischer Löwe den Tiger machen muss, dann nicht für die letzten Heimchen am Herd, sondern zur Verteidigung des … – na ja: „christlichen Abendlandes“ kann man hier jetzt schlecht sagen, weil zugegebenermaßen die Spanier, Portugiesen und Italiener an den richtigen lieben Gott glauben, den sie allerdings unter ihrer Sonne einen guten Mann sein lassen. Entscheidend sei, sagt Seehofers Horst, jetzt die „Schuldenmentalität“ einiger Länder zu durchbrechen.
Horst, der Tiger. Will die Mentalität durchbrechen. Die ganze Mentalität da unten. Und dabei natürlich Mensch bleiben. Seehofer im „Stern“-Interview: „Dass andere an unser Geld wollen, ohne sich dabei zu viel zuzumuten, ist zutiefst menschlich.“ Ja genau, in der Sonne Rumdösen – wer will das nicht?! „Aber es ist keine Lösung des Problems.“ Eben! Endlich mal einer, der weiß, wovon er spricht. Der die Welt des Geldes ebenso versteht wie die Sorgen des kleinen Mannes. Der hart schuftenden Bauern an den bayrischen Biertischen oder auch der schwäbischen Hausfrauen, die ja in aller Regel mit den kleinen Männern verheiratet sind. Und die nun einmal keinen „europäischen Monsterstaat“ wollen – Originalton Seehofer im Stern-Interview, Zitat: „Diese Frage werden wir dem Volk vorlegen.“ Nein, nein, keine Volksabstimmung à la Schäuble.
Seehofer denkt an die Landtagswahl in Bayern und an die Bundestagswahl 2013. Eigentlich denkt er an nichts Anderes. Und deshalb muss er gegen den Euro Stimmung machen, ohne gegen den Euro zu sein. Deshalb muss er die Koalition infrage stellen, ohne mit dem Koalitionsbruch zu drohen. Deshalb muss er dem Volk nach dem Maul reden, ohne das zu sagen, was das Volk hören will. Meint er, der Seehofer Horst. Was aber, wenn das Volk anfängt, sich zu amüsieren über Möchtegern-Tiger, die nicht einmal als Merkels Bettvorleger taugen? Wenn Seehofer eine rechte Stimmung weiter anheizt, die er sowieso nicht bedienen kann? Tja … dann hätte er die rechtspopulistischen FW, anstatt ihnen das Wasser abzugraben, noch stärker gemacht. Das wäre dem alten Strauß niemals passiert.
Der hätte niemals das „richtige“ Thema für seine rechten Ausfälle gewählt. Der hatte seinen Krawall stets auf die unwichtigen Dinge konzentriert. Wenn es wirklich um etwas ging, um etwas Wichtiges ging, hatte er geschwiegen und Geheimpolitik gemacht. Und gleichzeitig bei Randthemen rechtsaußen rumgedonnert. Der Seehofer Horst hat jetzt schlicht und einfach aufs falsche Pferd gesetzt. Thema verfehlt, Setzen, Sechs!