So kümmert sich das Jobcenter um Loveparade Opfer
Anja ist tragischerweise eine von vielen Verletzten der Duisburger Loveparade. Bis heute leidet die junge Frau unter einer sogenannten Posttraumatischen Belastungsstörung. Bis dato ließ sie nichts unversucht um sich Hilfe zu besorgen. Mehrere Therapien hat sie nun hinter sich und sagt von sich selbst, dass es ihr heute, 1 1/2 Jahre nach der Katastrophe um einiges besser gehe. Ihr Therapeut bestätigt ihr dies, und gemeinsam entschließen sie, dass der einzige Störfaktor der sie noch daran hindert wieder ein normales Leben zu führen, die aktuelle Arbeitslosigkeit ist. Er bescheinigt ihr, dass sie dem Arbeitsmarkt nun wieder zur Verfügung stehen kann. Doch scheinbar sehen das nicht alle so.
Nach der Katastrophe wurde die junge Frau stationär in eine Klinik eingewiesen. Von dort aus regelt man alle Formalitäten mit ihr, unter anderem korrespondiert man auch mit dem Duisburger Jobcenter, damit sie nach Abschluß der Therapie Zahlungen zum Lebensunterhalt erhält, da dort schon abzusehen ist, dass sie dem Arbeitsmarkt noch lange nicht zur Verfügung stehen kann. Kurz nach ihrer Entlassung wird die junge Dame zu einem Termin eingeladen, dort entschließt man sie dem Fall Management des Jobcenters zu übergeben. Dort nimmt sie nun auch nach und nach ihre Termine wahr. Sie ist verpflichtet ihre Arztbriefe und Atteste dort vorzulegen. Trotz allem entschließt ihr Fallmanager, dass es am besten sei die junge Frau zum Amtsarzt zu schicken, dort soll ein Gutachten stattfinden.
Anja nimmt diesen Termin wahr, und wird dort für ein halbes Jahr Arbeitsunfähig erklärt. Sie sei nicht belastbatbar, erklärt der fremde Amtsarzt ihr. Für die junge Frau bricht eine Welt zusammen. Schließlich fühlte sie sich bereit wieder ein normales Leben zu beginnen.
Kurz darauf beginnt sie erneut eine Therapie. Wieder ist sie verpflichtet, all ihre Arztbriefe und Atteste dort vorzulegen. Das Problem ist nur, dass die Klinik in der sie sich befand noch keinen Entlassungsbrief geschrieben hat. Dieser soll erst ein halbes Jahr später folgen. So gerät sie vor dem Fallmanager in Erklärungsnot. Dieser veranlasst prompt ein neues Gutachten. Eine fremde Ärztin möchte sie erneut ein halbes Jahr arbeitsunfähig erklären. Die junge Frau versucht sich in Erklärungen, dass ihr eine Aufgabe im Leben fehle und sie endlich wieder arbeiten möchte. Die Ärztin erklärt ihr noch netterweise dass sie sich an das Sozialamt wenden könnte, wenn sie keine Korrespondenz eingehen möchte. Nach langem hin und her bekommt sie die Bescheinigung dass sie nun 3 Std. täglich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen darf. Mit dem Schreiben geht sie erneut zu ihrem Fallmanager. Sie bereden das Gutachten kurz. Der Fallmanager versichert ihr alles zu tun, damit sie nun endlich einen Job bekommt. Anja traut der Sache nicht und geht zur Minijob Börse. Stellt sich vor und bespricht verschiedene Angebote. Erhält jedoch überall Absagen. Schließlich muss die junge Frau die lange Lücke im Lebenslauf erklären. Daraufhin erteilt man ihr jedes mal Absagen mit der Begründung, „man habe Angst um ihre Belastbarkeit“.
Doch kurz vor Ende des letzten Jahres erhält Anja ein Schreiben des Jobcenters. Sie liest kurz die Überschrift, VERMITTLUNGSVORSCHLAG steht dort in großen Lettern. Doch was sie danach liest, grenzt an Slapstick…
Bis heute kam kein Arbeitsvertrag zustande. Die junge Frau zweifelt an sich selbst, hat sie doch einen sehr guten Abschluß und eine beendete Lehre hinter sich…
Beim letzten Termin bei ihrem Fallmanager wurde ihr gesagt, dass demnächst noch ein Gutachten stattfinden wird. Außerdem solle sie sich schonmal auf einen sogenannten Vorlehrgang vorbereiten, wo in den Sätzen des Fallmanagers „…auch mal der Junkie oder der Penner von der Straße sein können, alles Menschen die den Faden des Lebens verloren haben…“
Bleibt abzuwarten wann die junge Frau erneut eine Therapie beginnen wird…