Duisburger Neuanfang, aber wie? – Die überraschende Entdeckung eines Festivals
Nach der Abwahl des Oberbürgermeisters stellt sich den Bürgern, Stadtbediensteten und Politikern die unvermeidliche Frage, wie ein Neuanfang gestaltet werden kann. Das Gutachten des britischen Forschers Keith G. Still vom 09. Dezember letzten Jahres hat, wie Der Westen kürzlich berichtete, den erfolgten Planungen zur Loveparade 2010 ein vernichtendes Urteil ausgestellt. Wenn die Katastrophe durch einfache Berechnungen der Durchlaufzahlen an den Einlassstellen absehbar war, was ist Duisburg dann noch zuzutrauen. Ein amateurhaft inszenierter, aber dramatischer Ab- und Untergang?
Es ist gar nicht selbstverständlich, Duisburg einen Neuanfang zu gewähren. Diese Formulierung ist mit Bedacht gewählt, denn ob ein Neuanfang gelingt, entscheidet sich nicht in Duisburg, sondern ‘draußen’, unter den Menschen, die eventuell erwägen, diese Stadt noch einmal zu besuchen, den Duisburger Zoo zum Beispiel, sei es auch nur um der Kinder willen und an der Grenze zu Mülheim. Ob die Stadt nicht vielleicht doch aus allen Karten und Atlanten gestrichen wird, trotz ihrer auffällig erklärten Verbundenheit mit dem Kosmo- und Kartografen Gerhard Mercator, ist noch gar nicht ausgemacht. Der noch DuisPort genannte Hafen ließe sich ebenso von Düsseldorf aus betreiben. Die Haushaltskonsolidierungen der überschuldeten Kommune sehen ohnehin vor, allmählich das öffentliche Leben zu streichen. Die endgültige Auflösung der städtischen Selbständigkeit wäre aus pragmatischer Sicht gar nicht so abwägig.
In dieser für die Kommune bedrohlichen Situation ist es den Kulturpolitikern der rot-rot-grünen Ratskoalition in den Sinn gekommen, zumindest ein Zeichen zu setzen: Das Traumzeit-Festival, dessen Durchführung für das Jahr 2012 schon nahezu abgeschrieben war, nachdem sich der Hauptsponsor RWE im Oktober letzten Jahres zurückgezogen hatte, soll, wie Der Westen aktuell berichtet, eventuell doch ermöglicht werden. Die beteiligten Politiker haben vor, im Kulturausschuss einen Antrag zu stellen, also eine Willensbekundung zu äußern, sich für eine Durchführung einzusetzen. Sie weisen allerdings ausdrücklich darauf hin, dass es sich dabei nur um ein Festival in komprimierter Form handeln kann.
Was ist von diesem überraschenden Engagment zu halten? Die Traumzeit 2012 in komprimierter Form durchzuführen, ist bereits vom künstlerischen Leiter, Tim Isfort, vorgeschlagen worden. Das Konzept liegt vor. Man bräuchte nur zu handeln! Was liegt näher, als jenes kulturpolitische Engagment mit der Abwahl von Sauerland und der Frage nach einem sichtbaren Neuanfang für Duisburg in Beziehung zu setzen – weniger mit dem Kultur-Event. Hat Kultur in Duisburg wirklich keinen Stellenwert, allenfalls den, etwas zu repräsentieren, was man ganz und gar nicht ist?