The Muppets: Welcome back, Kermit!
20:15 ist schon eine ungewöhnliche Uhrzeit für einen Film, der normalerweise eher in die Kategorie Kindervorstellung gepackt wird. Bei „The Muppets“ aber spekulieren die Macher natürlich darauf, dass auch ein reines Erwachsenenpublikum ohne Kinder seinen Spaß haben wird. Trotz durchsichtiger Story könnte das sogar der Fall sein.
Machen wir uns nichts vor: Es ist Disney – da weiß man was einen erwartet. Kunterbunte Heile-Welt-Filme, in denen gesungen und getanzt wird und in denen es immer ein Happy-End gibt. Immer. Wirklich. Das ist die Disney-Formel, die ja auch einige hervorragende und gute Filme hervorgebracht hat. Nach dem Kauf der Muppets war zu befürchten, dass Disney nun diese Formel auch auf das neue Franchise überträgt – und mag die Formel auch noch stimmen, es ist den Machern gelungen einerseits den Film für Kinder verständlich zu halten, andererseits auch Erwachsene nicht zu langweilen und zudem gelingt eine hervorragende Referenz an die Serie und die alten Filme selbst. Da die Handlung schnell erzählt ist – der Muppet-Fan Walter reist mit Bruder und Freundin nach Los Angeles, bekommt mit dass ein Ölbaron das Studio abreißen möchte weil es auf einer Ölquelle sitzt und trommelt mit Hilfe von Kermit alle Muppets zusammen damit genau das halt nicht geschieht – verweilt man Besten auch gar nicht zu sehr bei ihr. Stattdessen muss man auf deutsch erstmal mit dem Schock klarkommen, dass alle Songs tatsächlich synchronisiert sind – was ab und an wenn man die Originale kennt durchaus Kopfschmerzen verursacht. Nur bei „The Rainbow Connection“, der Schluss-Nummer und natürlich dem Song, von dem von Anfang an des Films angespielt wird – und auf den man auch als Fan eigentlich wartet – klappt das so einigermaßen mit dem deutschen Text. Weiterhin haben die Synchronsprecher leider das mit dem Internetmeme um Bielefeld nicht so ganz verstanden. Statt an der Stelle Walter sagen zu lassen, etwas sei ein Internetgerücht wie die Existenz von – Bielefeld! – kommt – trommelwirbel: Essen!
Während Kinder der eigentlichen Handlung wohl eher folgen werden, es gibt auch genug zu sehen, arbeitet der Film gleichzeitig mit augenwinkernder Ironie – es wird noch nicht mal so getan als ob der Film sich selbst ernst nimmt. Schon wenn zu Beginn etwa, wenn Waldorf und Statler sinngemäß sagen: „Also, ich hab jetzt ein entscheidendes Element des Films verraten“ oder Fozzy staunt: „Man, war das eine Explosion, die war noch im Budget drin?“ Elemente wie die Reise per Landkarte, Kermits Frage nach David Hasselhoff als Moderator, der piepsige Sound des Modem-Roboters – offenbar 28.000er laut Anzeige – erinnern auch immer wieder daran, dass die Muppets ihre Wurzeln in einer Zeit haben, in der – wie es Filmbösewicht so schön sagt – „Hippies das Fernsehen regierten“. In der es weder Dschungelcamp noch Den Bachelor gab. Dass der Film aber gerade das zum Element macht, das Comeback einer Marke, deren beste Zeiten ja tatsächlich – bis auf die Sesamstrasse und dort treten offiziell ja gar keine Muppets auf seitdem Disney die Rechte kaufte, was nochmal höchst amüsant im Film persifliert wird übrigens – schon lange her ist, spricht sehr für ihn. Natürlich: Es ist sehr viel Nostalgie mit im Spiel und heutzutage wirkt das Konzept einer Vaudeville-Show mit einem Conferencier ja doch schon altbacken. Bei den Muppets funktioniert es, weil es eine sanfte Modernisierung ist.
Jason Segel und Amy Adams haben natürlich keinen leichten Stand, machen ihre Sache als menschliche Schauspieler in einem Film voller Puppen recht ordentlich. Chris Cooper ist ein schmieriger Klischee-Bösewicht. Daneben sind neben Jack Black auch noch andere Gaststars anwesend, wiederum eine Referenz an die alte TV-Show. Der Soundtrack ist stimmig – von Originalsongs über sehr, sehr gewagte Coverversionen – Nirvana als Barbershop-Quartett? Prust. Und sobald im Film die eigentliche Spendengala beginnt wippt man als Erwachsener doch mit, freut sich auf den Trompetengag von Gonzo, die Musiknummern. Wobei natürlich nicht alle Muppets im Film anwesend sein können, aber es gibt dann doch den Schwenk bei der Probe über die Bühne, wo man den Captain von Schweine im Weltall erblickt. Eines der singenden Babys ist kurz im Bild, bevor das Pärchen, das garantiert immer die Nummer – pardon – versaut beim Küssen erwischt wird. Das wird natürlich den Kindern, die die Muppet-Show nicht kennen nicht auffallen, aber es ist eine nette Geste an die Erwachsenen. Kurz und gut: Welcome back, Muppets! Auf den nächsten Film.