Kabinengespräche beim FCR 2001 Duisburg: Nina Windmüller
Lange Zeit fiel sie verletzungsbedingt aus. Ihre Fans haben sie vermisst. Der bergische Sonnenschein vom FCR 2001 Duisburg, Nina Windmüller. Die Mittelfeldspielerin hat einen äußerst Merkwürdigen, aber auch amüsanten Werdegang, der den Frauenfußball betrifft. Rheinaufwärtszog es sie. Zu ihren Stationen zählen der TUS Köln, Bayer Leverkusen und auch er 1. FC Köln. Der Fußball ist ihr Leben. Eine Leidenschaft, auf die die 24-jährige nicht verzichten mag. An ein Aufhören verschwendet sie keinen Gedanken.
Wie bist zu zum Fußball gekommen und in welchem Alter hast du mit dem Sport angefangen?
Nina Windmüller: „Ich habe erst in der 4. Klasse mit dem Fußball angefangen. In der weiterführenden Schule bin ich dann mit einer Freundin in eine Fußball-AG gegangen. Der Trainer dieser AG hat uns damals gefragt, ob wir beide nicht in der Mannschaft mitspielen wollen. Es war eine reine Jungen-Mannschaft, die er damals trainierte. Ich bin dann auch dabei geblieben. Vorher habe ich alle möglichen Sportarten ausprobiert. Ob Tennis, Schwimmen oder Turnen. Doch beim Fußball bin ich hängengeblieben. Der Sport machte mir von Anfang an Spaß. Von Anfang an habe ich mit den Jungs gebolzt. Meine Freundin und ich, wir waren die einzigen Mädels in dieser Mannschaft. Ich finde es auch nach wie vor gut, wenn man als Mädchen so lange wie möglich bei den Jungs Fußball mitspielt, da man dann in der Jugend eine gewisse Aggressivität auf den Platz an den Tag legt. Danach musste ich dann leider in eine Mädchenmannschaft. Das fand ich damals gar nicht gut. Ich habe es nicht verstanden. Zu dieser Zeit habe ich dann zeitgleich, zusätzlich zu meinem gewöhnlichen Training in der Mädchen-Mannschaft in der Taxofit-Fußballschule mit den Jungs trainiert. Das habe ich dann noch zweimal die Woche zusätzlich getan. Ich fand es damals ganz schlimm, als ich von meinen Kumpels weg gerissen wurde. Ich musste auf einmal in eine Mädchen-Mannschaft und verstand die Welt nicht mehr. Und da es mir mehr gebracht hat, habe ich damals trotzdem noch mit den Jungs zusammen gespielt. Dort gab es super Trainer und es hat mich weiter gebracht. Ich würde jedem Mädchen raten, solange wie es nur möglich ist, mit Jungs zusammen zu trainieren.“
Wie finanzierst du dein Leben? Welche Ausbildung hast du, bzw. welchen Beruf übst du zeitgleich, neben deinem Profi-Fußball noch aus?
Nina Windmüller: „Ich habe Fitness-Ökonomie studiert und arbeite in Bensberg im Fitness-Studio meiner Eltern. Anders könnte ich meinen Lebensunterhalt sonst nicht finanzieren. Ich komme aus einem kleinen Ort. Und man braucht im Frauenfußball nun mal einen weiteren Beruf um sein Geld zu verdienen. Fußball ist nun mal mehr als nur ein Hobby für mich. Nachdem ich nun mein Studium absolviert habe, kann ich mich darauf auch mehr konzentrieren. Es ist gut, das meine Eltern meine Chefs sind. Wenn ich ihnen sage, dass ich nun zum Fußball muss, dann ist für sie auch alles in Ordnung. Sie unterstützen mich dabei in jeder Hinsicht. Das ist auch kein Problem. Nur deshalb kann ich mich dann im wesentlichen auf den Sport konzentrieren. Mit einem anderen Arbeitgeber ginge dies dann womöglich nicht. Wenn meine Eltern nicht dahinter stehen würden und mich nicht unterstützen würden, könnte ich den Sport hier in Duisburg nicht ausführen. Ich müsste hier herziehen und mir einen andern Job suchen. Deshalb bin ich meine Eltern auch sehr dankbar.“
In wieweit schränkt dich der Profi-Fußball in deinem Privatleben ein?
Nina Windmüller: „Ich habe es mir natürlich selbst ausgesucht. Ohne den Fußball ginge es nicht bei mir. Ich kann damit auch noch nicht aufhören. Aber der Sport schränkt mich schon in gewissen Dingen ein. Wenn sich andere abends nach der Arbeit treffen, dann muss ich sagen: „Tut mir leid, ich muss nach Duisburg zum Training.“ – Nach dem Training gibt es dann aber noch genug Zeit um sich zu treffen, oder an dem ein oder anderen Wochenende. Natürlich nicht in den Maßen, aber die Freizeit kommt nach dem Fußball. Ich fühle mich nicht eingeschränkt, weil Fußball nun mal eine Leidenschaft von mir ist. Darin investiere ich gerne. Ob ich nach meiner aktiven Zeit noch im Fußball tätig sein werde? Das weiß ich natürlich noch nicht. Darüber mache ich mir noch keine Gedanken. Im Moment genieße ich es, wie es gerade ist. Ich war lange verletzt, bin 5 Monate ausgefallen und heute erst wieder ins Training eingestiegen. Nun muss ich zusehen, dass ich wieder meine körperliche Fitness erreiche, die ich bis zu Letzt in der Saison hatte. Ich bin jemand, der sich in seiner Leistung noch mehr steigern möchte. Was danach kommt, weiß ich noch nicht. Mein Ziel ist es in der 1. Bundesliga so viel Spielpraxis wie möglich zu sammeln. Ob ich irgendwann mal selbst Trainerin sein mag, das weiß ich noch nicht. Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.“
Wer ist für dich im Frauenfußball eine wichtige Persönlichkeit?
Nina Windmüller: „Ein richtiges Vorbild habe ich da nicht. Ich orientiere mich hierbei an Spielern oder Spielerinnen, die momentan ziemlich erfolgreich sind, und picke mit hierbei deren besten Eigenschaften heraus. Diese möchte ich dann auch erreichen. Auch ich möchte dann irgendwann das erzielen, was sie erreicht haben.“
Dieses Jahr gab es einen Hype während der Frauen-Fußball-WM. Ein zweites Sommermärchen. Hat sich dadurch das Interesse am Frauenfußball verstärkt?
Nina Windmüller: „Der Frauenfußball ist weiter ausbaufähig. Aber ich finde schon, das da ein bisschen, was passiert ist, wenn ich mir da unsere Zuschauerzahlen ansehe. Ich meine, diese haben sich bei den Heimspielen im Schnitt sogar verdoppelt, wenn ich da richtig liege.Und im privaten Umfeld, wenn ich neue Leute kennenlerne, werde ich viel öfter auf den Frauenfußball angesprochen. Es kommt viel mehr Interesse und Begeisterung bei den Leuten hoch. Das merkt man schon seit der WM. Der Sport ist viel präsenter geworden. Ich arbeite ja auch mit vielen Menschen zusammen und werde oft auch gefragt: „Meine Tochter würde so gerne in einem Verein Fußball spielen. Können sie uns da weiter helfen?“ – Dann mache ich dies auch gerne.“