Willkommen bei der Bahn – ziehen Sie sich doch schon mal aus!
Eine der spannenden Fragen ist die nach der Eskalation des Überwachungswahn in Deutschland. Terrorgesetze schön und gut, verschärfte Kontrollen vor Flügen auch gut, aber für den einen oder anderen Hardliner wird sich sicher die Frage stellen, was noch geht.
Bisher eine „riesen Lücke“ in der Überwachung ist das Bahnfahren: Ich kann nahezu anonym Fahrkarten kaufen und nahezu unkontrolliert Reisen. Das geht so nicht:
In den letzten Wochen fällt in der allgemeinen Terrorhysterie kaum auf, wenn mal wieder an einem Bahnhof Panik wegen eines Koffers geschoben wird. Ein riesen Aufwasch, in der Regel ohne Sinn und Verstand und ohne Notwendigkeit.
Und doch bin ich mir sicher, dass wir Mittelfristig erleben werden, dass Bahnfahren nicht mehr anonym und unkontrolliert möglich sein wird. Natürlich zunächst (für längere Zeit) nicht an Regionalbahnhöfen und für Regionalzüge. Aber im Fernverkehr schon.
Den Anfang macht die zukünftige Direktverbindung von Köln nach England. So schreibt die WAZ-Gruppe eher beiläufig:
Damit der ICE ab 2013 dort starten kann, müssen separate Zugänge für die Londonreisenden gebaut werden. Vor der Fahrt durch den Eurotunnel nach England müssen die Pässe der Fahrgäste kontrolliert und Koffer durchleuchtet werden.
Das bedeutet im Klartext Kontrollen wie am Flughafen. Das wiederum bedeutet, der Bahnsteig muss gesichert werden (Zäune?) und wer in den letzten Jahren mal nach England gereist ist, der wird wissen das es nicht lange bei Passkontrollen bleiben wird. Sondern das „Personenkontrollen“ folgen werden: Abtasten, Metalldetektoren, ggf. Röntgenscanner. Der Terrorpanikwahn wird es möglich machen.
Die Passagiere werden sich schnell dran gewöhnen. Die Argumentation wird sein, dass das ja nicht anders sein wird, als heute schon beim Fliegen und da haben wir es ja auch nahezu Widerspruchslos hingenommen. Und im Grunde ist es doch auch so viiiiiiel sicherer, nicht wahr?
Dann muss nur noch was passieren – oder in „letzter Sekunde“ verhindert werden und es ist die perfekte Rechtfertigung um auch demnächst z. B. die ICE mit ähnlichen Zugängen auszurüsten. Es gibt schließlich keine Utopie, die es nicht in die Wirklichkeit schafft und irgendwann wird vielleicht es sein wie in dem Film Total Recall, wo alle Reisenden wie selbstverständlich eine „Röntgenwand“ entlang laufen um die Bahn zu erreichen.
Im Laufe der Jahre wird sich dann die Technik der Biometrie so weit entwickeln, dass sich auch vollautomatisierte Szenarien für regionale Bahnhöfe denken lassen: Zäune, Gitter, gesicherte Ein- und Ausgänge und nicht zu vergessen die No-Boarding-Liste für „Gefährder“.
Ist das die Welt, in der wir leben wollen?