Die Bundesliga – Ein großes Trainerkarussell
Haben Sie in den vergangenen Wochen noch den Überblick über all die verschiedenen Trainerwechsel in der Fußball-Bundesliga behalten? Wenn nicht, ist das nicht schlimm. Sie sind sicherlich nicht der Einzige bzw. die Einzige.
Den größten Trubel gab es im vergangenen Monat auf Schalke. Nach wochenlangem „Geht Magath oder geht er nicht“ hat sich Wurstfabrikant Tönnies für eine Trennung mit dem ‘Meister des Understatement’ entschieden. Auch wenn die Bundesligasaison bis zu diesem Zeitpunkt eher durchwachsen lief, hatte Magath in den Tagen zuvor zwei Erfolge mit den Königsblauen einfahren können: Den Einzug ins DFB-Pokalfinale gegen den Zweitligisten MSV Duisburg und das Erreichen des Champions-League-Viertelfinales gegen Inter Mailand. Es ist offensichtlich, dass der Rauswurf weniger auf sportliche Probleme als vielmehr auf Machtspielchen hinter den Kulissen zurückzuführen ist. Den wahren Grund werden wir – wenn überhaupt – in einigen Monaten erfahren.
Noch erstaunlicher war das, was in den Tagen nach dem Magath-Rauswurf geschah. Auf Schalke stellte man – anstelle von Otto Rehagel – einen alten Bekannten vor: Ralf Rangnick, der sich 2005 mit der legendären Ehrenrunde durch die Schalker Arena verabschiedete und die TSG aus Hoffenheim in den darauffolgenden Jahren von der Regionalliga in die Bundesliga führte. Noch stärker rieben sich Deutschlands Fußballexperten allerdings die Augen, als der VfL Wolfsburg ihren neuen Trainer vorstellte: Felix Magath, der 72 Stunden zuvor auf Schalke entlassen wurde und 2009 an neuer (alter) Wirkungsstätte die Meisterschaft mit den Wölfen aus der Autostadt feierte.
Es ist doch schon sehr anrüchig, wenn Fußballlehrer vom einen zum anderen Verein wechseln und dabei dem neuen Verein die Treue schwören, als hätte es für sie noch nie einen anderen Verein in ihrem Leben gegeben. Bei diesem „Bäumchen wechsle Dich“ ist langsam die Zeit gekommen, in der man als Deutsche Fußball-Liga (DFL) über strengere Regeln nachdenken sollte. Eine Regelung nach italienischem Vorbild, nach dem Trainer bis zum Saisonende keinen anderen Verein mehr trainieren dürfen, wäre womöglich nicht mehr ganz unangebracht.
Und jetzt noch das neueste Trainerwechselgerücht: Holger Stanislawski, der seinen Weggang vom Kiez-Club FC St. Pauli zum Saisonende erklärt hat, soll zur TSG Hoffenheim wechseln. Es ist durchaus nachvollziehbar, dass ein talentierter Trainer wie Stanislawski sich weiterentwickeln will. Aber muss es dann ausgerechnet die zusammengewürfelte Millionärstruppe aus Hoffenheim sein?
Stanislawski steht wie kein Zweiter für den FC St. Pauli, dem wahrscheinlich außergewöhnlichsten Klub Deutschlands. Und jetzt soll das Gesicht des anti-kapitalistischen Klubs ausgerechnet zur TSG aus Hoffenheim wechseln, die hinter dem FC Bayern wie kein anderer Verein für den geballten Fußballkapitalismus steht?
Ein solcher Wechsel wäre wahrscheinlich die Krönung des ganzen Stühlerücken im Fußball-Oberhaus. Aber wer würde nach einer solchen Saison solche Wechsel noch für unmöglich halten?
Es ist halt ein Trainerkarussell. Auf diesem wird dem ein oder anderen manchmal sehr übel. Anders kann man das Ganze wohl nicht erklären.