Kairo: Mubarak lehnt sofortigen Rücktritt ab – Demonstrationen gehen weiter
Gestern demonstrierten geschätzte 1 Millionen Ägypter eindrucksvoll in der Hauptstadt Kairo gegen den noch amtierenden Präsidenten Hosni Mubarak. Hunderttausende allein auf dem zentralen Tahrir-Platz. Und weitere viele Tausende in Alexandria.
Ägyptens Präsident Mubarak verkündete gestern Abend im Staatsfernsehen das er nicht mehr für eine weitere Amtszeit kandidieren will. Einen sofortigen Rücktritt lehnt er weiter ab. Millionen Ägypter hatten mit Spannung auf diese Rede gewartet, reagierten dann aber enttäuscht.
Unabhängig von der aktuellen Situation habe er sich gegen eine erneute Kandidatur für das Präsidentenamt entschieden, erklärte Staatschef Husni Mubarak am späten Dienstagabend (01.02.2011) in einer aufgezeichneten Rede im staatlichen Fernsehen. Die kommenden Monate bis zur Präsidentenwahl im September werde er sich für einen „friedlichen Übergang der Macht“ einsetzen. Dazu will er auch die Verfassung teilweise ändern lassen. Er betonte auch, dass er Ägypten nicht verlassen werde. „Ich werde nicht gehen. Ich werde in Ägypten sterben.“
Vermutlich auch unter dem Druck des US-Präsidenten Barack Obama entschloss sich Mubarak zu dieser Erklärung. Den Millionen Demonstranten war dies bei weitem nicht genug. Sie forderten bereits während der Ausstrahlung der aufgezeichneten Rede den sofortigen Rücktritt des Präsidenten.
Viele Menschen erklärten, dass sie weiter demonstrieren wollen. So lang, bis Mubarak sein Land verlässt und es eine neue Regierung gibt. Mittlerweile melden die Agenturen, dass sich bereits am frühen Mittwochmorgen wieder viele Menschen auf den Plätzen Kairos versammeln.
Inzwischen wird auch der internationale Druck auf Mubarak stärker. Viele Korrespondenten vor Ort gehen davon aus, dass sich der derzeitige ägyptische Präsident nicht mehr lange im Amt halten kann.
Die ägyptische Opposition einigte sich unterdessen auf einen gemeinsamen Forderungskatalog. Sie strebt die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit an. Dabei machten sie Mubaraks Rücktritt zur Vorbedingung für Verhandlungen. Friedensnobelpreisträger Mohamed ElBaradei, der zu einem der Wortführer der Opposition geworden ist, rief Mubarak im Rundfunksender El Arabija auf, bis Freitag zurückzutreten.
Das Auswärtige Amt verschärfte nochmals seine Reisehinweise für ganz Ägypten. Sie gelten nun auch für die Urlaubsgebiete am Roten Meer, obgleich es dort bislang ruhig ist. Viele deutsche Firmen und Unternehmen haben inzwischen ihre ausländischen Mitarbeiter aus Kairo ausgeflogen.