Wenn der Verein seine Fans ausnimmt
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Es lässt sich darüber streiten, ob die Kommerzialisierung des Fußballs gut oder schlecht ist. Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass ein Profiklub schon längst kein einfacher Klub mehr, sondern viel mehr ein Wirtschaftsunternehmen ist. Darum ist es auch das Ziel eines jeden Profiklubs, den größtmöglichen Gewinn zu erzielen. Soweit so gut.
Ein Profiklub lebt heute zwar von Sponsoren- und TV-Geldern, aber nach wie vor auch von seinen Fans. Und das scheint der ein oder andere Verein manchmal zu vergessen. Ein schönes Beispiel bietet aktuell der Fußball-Zweitligist Alemannia Aachen.
Ohne ihre Fans existierten die Schwarz-Gelben aus der Kaiserstadt nicht mehr. Vor einigen Jahren stand es finanziell ganz schlecht um den Verein. Die Alemannia stand kurz vor der Pleite. Doch trotz dieser prekären Situation konnte sich der Verein auf seine Fans verlassen. Die treuen Fans der Alemannia stellten sich mit Sammelbüchsen auf die Straße und retteten letztendlich ihren Traditionsklub.
Dann kamen sportlich bessere Zeiten. Der Klub kam ins DFB-Pokalfinale, spiele daraufhin im UEFA-Cup (heute Europa League) und stieg in die Erste Bundesliga auf. Auch wenn es ein Jahr nach dem Aufstieg wieder in die Zweite Liga zurückging, verwirklichte die Alemannia ihren lang gehegten Wunsch und baute ein neues Stadion. Und so kamen die Probleme wieder. Auch diesmal wollten die Fans und die gesamte Stadt ihren Klub nicht im Stich lassen. Im vergangenen Jahr bürgte die Stadt Aachen mit vielen Millionen Euro für den traditionsreichen Verein.
Nach einem sportlichen Durchhänger hat es der Zweitligist mit einer jungen, talentierten Mannschaft nun in das DFB-Pokal-Viertelfinale geschafft. Dort wird Alemannia Aachen von keinem geringeren als Rekordmeister FC Bayern München erwartet. Und folglich ist die Nachfrage nach Karten für das Spiel riesig. Hätte das neue Stadion 100.000 Plätze, so würde die Alemannia auch vermutlich dann vor vollbesetzten Rängen gegen die Bayern spielen.
Und das nutzt der Verein schamlos aus. Mitglieder und Dauerkarteninhaber können nach wie vor ein Ticket in einer ersten Vorverkaufsphase erwerben. Die Dauerkarteninhaber haben darüber hinaus die Möglichkeit, ein zweites Ticket zu erwerben. Bei diesem Ticket handelt es sich – genau wie bei den Tickets, die in den freien Vorverkauf gehen werden – um ein so genanntes „Kombi-Ticket“. Die Kombi-Tickets sind nicht nur beim DFB-Pokalspiel gegen den FC Bayern, sondern auch für die beiden Liga-Heimspiele in der Pokalwoche gültig. Das heißt natürlich auch: Die Fans bezahlen den dreifachen Preis. Und die Vergünstigung, die die Alemannia ihren Fans gewährt (20%-Rabatt auf die beiden Ligaspiel-Tickets), ist da nur ein kleiner Wehmutstropfen.
Auch wenn es in der Kasse des Klubs klamm aussieht und das Stadion in den vergangenen Monaten weniger Zuschauer als erwartet gesehen hat, stößt die Verkaufsofferte nicht bei allen auf Gegenliebe. Schließlich hat man bis dato noch nicht versucht, mit Koppelgeschäften die Kasse zu füllen.
Man hätte sich eigentlich sicher sein können, dass das Stadion kurz vor und nach dem großen Pokalspiel gefüllt sein würde. Denn in der Region wird derzeit jeder – egal, ob Fußballfan oder nicht – von der Euphoriewelle gepackt.
Doch diese Euphorie wird bei vielen Fans und Interessierten nun getrübt. Da wird es in Kürze nur wenige wundern, wenn das Stadion nach dem „Spiel des Jahres“ wieder leer bleiben wird.