Erste Rabbinerin in Deutschland seit 1935 ordiniert
Erstmals nach dem Holocaust ist eine in Deutschland ausgebildete Rabbinerin eine Rabbinerin ordiniert worden. Die 31-jährige, aus der Ukraine stammende Alina Treiger wurde am Donnerstag in Berlin zur Rabbinerin geweiht. An der Zeremonie in der Charlottenburger Synagoge nahm auch Bundespräsident Christian Wulff teil.
Treiger, die künftig die Gemeinden Oldenburg und Delmenhorst betreuen wird, hat am Abraham Geiger Kolleg in Potsdam studiert – neben der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg das einzige wissenschaftliche Ausbildungsinstitut für Rabbiner in Mitteleuropa.
Am Kolleg in Potsdam wird das reformorientierte Judentum vertreten – anders als bei den orthodoxen Juden dürfen hier auch Frauen Ämter übernehmen. Treiger ist mit einem früheren Kommilitonen verheiratet und spricht fünf Sprachen: Deutsch, Ukrainisch, Russisch, Hebräisch und Englisch.
Jüdisches Leben habe in Deutschland wieder auf intensive Weise Wurzeln geschlagen, in liberalen und in orthodoxen Richtungen, gratulierte der Bundespräsident. Das gelte für jüdisches Leben aller Richtungen, von orthodox bis liberal. Christian Wulff betonte, das Amt der Rabbiner und Rabbinerinnen sei kein rein religiöser Dienst, der die Gesellschaft nichts angehe, so wie auch der religiöse Glaube gesellschaftlich nicht neutral sei.
1935 war Regina Jonas als erste und bisher einzige Rabbinerin in Deutschland ordiniert worden. Ihr Studium an der liberalen Berliner Hochschule für die Wissenschaft des Judentums hatte sie 1930 beendet. Jonas wurde am 12. September 1944 im KZ Auschwitz-Birkenau ermordet.