Tod des polnischen Präsidenten – Nach Einschätzung der Pilotenvereinigung Cockpit könnte der Pilot der abgestürzten polnischen Präsidenten-Maschine zur Landung gedrängt worden sein.
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Hamburg (ots) – Für Jörg Handwerg von der Pilotenvereinigung Cockpit deutet beim Absturz von Smolensk viel auf eine Beeinflussung des Piloten hin. Bis zur Auswertung der Black Box könne man zwar nur über die Absturzursache spekulieren, sagt Handwerg stern.de. "Doch dass vier Anflüge versucht wurden, legt nahe, dass hier Druck auf die Piloten ausgeübt wurde."
"Vier Landeanflüge sind sehr ungewöhnlich", sagt Handwerg, selbst erfahrener Flugkapitän. "Ich selbst musste zwar auch schon einige Mal durchstarten, aber ich habe bin noch nie eine Landebahn zum dritten Mal angeflogen", berichtet Handwerg. Es gebe zwar keine feste Vorschrift über eine Höchstzahl von Landeanflügen. "Das entscheidet der Kapitän ganz allein." Doch wenn das Problem das Wetter sei, müsse man sich als Pilot spätestens nach dem zweiten Anflug fragen, ob sich die Bedingungen am Boden in so kurzer Zeit noch so sehr ändern würden, dass ein erneuter Versuch überhaupt sinnvoll sei.
Und diese Bedingungen waren nach Einschätzung von Cockpit durchaus schwierig. Nach russischen Angaben lag die Sichtweite an dem Flughafen nahe Smolensk wegen Nebels bei etwa 400 Meter. "Das ist sehr wenig Sicht", sagt Handwerg. "Da braucht man schon die zweite Stufe eines Instrumentenlandesystems." Solche Landesysteme funktionieren mittels zweier am Boden installierter Funksender, die der anfliegenden Maschine den richtigen Kurs und den Gleitwinkel vorgeben. Zwar sind alle großen zivilen Flughäfen mit dem sogenannten ILS ausgestattet, doch handelt es sich bei der russischen Unglücksstelle um einen Militärflughafen ohne dieses Funksystem. Dort wird offenbar nur ein Präzisionsradar verwendet, bei dem es auf das Geschick des Flugzeugführers ankommt. Der Fluglotse hatte dem Piloten der polnischen Präsidentenmaschine mehrmals von einer Landung abgeraten.