6. Philharmonisches Konzert: Spannende Uraufführung
Wer weder heute noch morgen Gelegenheit hat das 6. Philharmonische Konzert zu besuchen sollte sich den 14. April im Kalender vormerken – dann nämlich wird auf WDR3 das Konzert nochmals zu hören sein. Ein Konzert, das einerseits das Henze-Projekt von RUHR2010 fortführte, andererseits aber auch mit „Seines Inneren Wildnis“ eine Uraufführung zu bieten hatte.
Dabei stand diese Konzert durchaus in einer ehrwürdigen Tradition: Die Duisburger Philharmoniker hatten im letzten Jahrhundert stets Neues und Aufregendes zu bieten. Dass diese Tradition auch im neuen Jahrtausend fortgesetzt ist da beinahe selbstverständlich. Wenngleich das Konzertpublikum mit den Stücken von Henze und Berheide auf eine Reise mit ungewissem Ausgang geschickt wurden.
Da fiel „Ouvertüre, Scherzo und Finale“ von Schumann op. 32 schon etwas aus dem Rahmen – allerdings dann doch nicht, denn Henze bezieht sich in seinen Werken durchaus auch auf die Romantik. Ungewöhnlich heiter ist dieses kurze Werk von Schumann, nach seiner ersten Symphonie entstanden. Eine sehr nachdenklich beginnende Ouvertüre, ein ebenso nachdenkliches und im mittleren Tempo gehaltenes Scherzo sowie ein Finale, dass zum Schluß recht prächtig mit Bläserklängen aufwartet aber dabei mit seinen Fugenelementen doch alles andere als typisch für Schumann ist. Generell ist das Werk stark rhythmisch geprägt – so ist das Thema des Scherzos durchaus etwas galoppierend, auch in der Ouvertüre und im Finale sind diese Elemente zu hören. Ein sehr interessantes, eher ungewöhnliches und selten gespieltes Werk.
Unerhörtes dann bei Berheides Auftragswerk der Duisburger Philharmoniker „Seines Inneren Wildnis“: Der Begriff „Sinfonie“ für dieses Werk möchte der Komponist eher als Raumbegriff verstanden wissen. Ein Raum, der im ersten Satz mit dem Rauschen von Engelsflügeln eröffnet wird, der sich verdichtet bevor die Mezzosopranistin eine Text-Kompilation aus den „Duineser Elegien“ singt. Rilkes Gedichtwerk ist eines der am schwersten zu verstehendstes des Dichters, dessen Begriff des Engels den ersten Teil der Sinfonie prägt. Berheides Beschäftigung mit diesem Werk führt zu keiner sofort fassbaren Musik, man muss sich in sie einhören – dennoch ist sie durchaus illustrierend, so ist der Regen im II. Teil in den Streichern zu hören. Besonders eindrucksvoll dann der Epilog, der zweifach ausgedeutet ist – einmal durch den Gesang der Mezzosopranistin, zum anderen danach durch ein langes Orchesternachspiel. In wieweit dieses Werk seinen Weg in den Konzertsaal finden wird bleibt abzuwarten – interessant ist es auf jeden Fall.
Ebenso wie Henzes Werke. Kommt das Doppelkonzert für Harfe und Oboe noch lyrisch und durchscheinend daher, eine Folge des von Henze gewollten kleinen Orchesters, so sind die „Fünf Botschaften der Königin von Saba“ eine Tour de Force durch alle Klanggewalten und alle möglichen Instrumentierungen die ein modernes Orchester zu bieten hat. Röhrenglocken sind da zu hören, Percusssionisten haben eine Menge zu tun. Eine große Klangfülle auf der einen Seite, aber Henze zeigt auch wiederum dass er durchaus der Romantiker der Moderne ist, wenn es zarte Klangflächen der Streicher gibt. Alles in allem ein lohnender Abend, wer kann sollte am Donnerstag die Gelegenheit wahrnehmen sich auf eine ungewöhnliches Klangreise zu begeben.