Von Rüttgers zur CDU zu Bertelsmann und zurück
Dieser Tage wird viel über Jürgen Rüttgers (CDU) gesprochen. Ist es „käuflich sein“, wenn die Partei „Spenden“ für persönliche Gespräche erhält? Und wenn es so ist, traf es auf Jürgen Rüttgers zu? Und wenn es auf ihn zutraf, wußte er davon?
Ein Link-Tipp zum „Wir-in-NRW“-Blog verstärkt zumindest den Eindruck, dass ein Waschen der Hände in Unschuld nur noch schwer möglich ist.
In dem Exklusiv-Artikel geht es darum, dass Jürgen Rüttgers möglicherweise eben doch (zumindest seit 2006) gewußt haben könnte, wie „Spenden“ eingeworben werden: Für „Gesprächstermine“ mit ihm.
Und in dem Artikel tauchen dann wieder viele, viele bekannte Namen auf und auch der Name Mohn:
Aber Rüttgers ist wendefähig. Als CDU-Mann muss er auch um Unternehmer und Konzernmanager herumschleichen. Dafür hat er seine Zukunftskongresse, die ihm Birgit Illek und einer seiner engsten Vertrauten, Kanzler Helmut Kohls ehemaliger Staatssekretär Willi Hausmann, organisieren. […] Ebenso wie Jürgen Rüttgers. Der überreicht jeweils den Preis und sitzt natürlich auch im Kuratorium. Wie viele seiner Weggefährten – […] Liz Mohn, […]
Und natürlich ist das reiner Zufall. Es wäre an dieser Stelle vermutlich absolut unangebracht anzunehmen, dass hier die Interessen von Großkonzernen und durch sie finanzierte Stiftungen eine wesentliche Einflußnahme auf die Politik auch in NRW ausüben. Angesichts der herausragenden Bedeutung von NRW im Bundesvergleich und der anstehenden Wahl. Deren Ausgang nicht ohne erhebliche Auswirkungen auf Berlin ist.
Es ist aber schon erstaunlich, wie regelmäßig ein Rad in ein anderes greift, wie bei einem gut eingespielten Getriebe und wie immer wieder die gleichen Namen auftauchen.
Um jetzt von Rüttergs auf Mohn und von Mohn auf Rüttgers zu kommen, lohnt sich ein kleiner Umweg, den ich gedanklich im Sommer 2009 begann. Damals war mir der Fall Rüttgers natürlich noch nicht bekannt, es ging mir seinerzeit um seine Parteikollegin Ursula von der Leyen.
Was ist jetzt der Zusammenhang zwischen Frau Mohn und Frau von der Leyen?
Begonnen hat alles mit Jörg Tauss (Die Piraten). Jener schrieb auf Abgeordnetenwatch:
Diese Mischung aus Borniertheit, Uninformiertheit, technischem Desinteresse, der guten Absicht, wenigstens “etwas” zu tun, Angst vor der BILD- Zeitung etc. fuehrte dazu, dass man weder die Expertenmeinungen noch die Meinungen von 134.000 Petentinnen und Petenten wenigstens in ihrer Mischung zur Kenntnis nahm oder nimmt.
(Hervorhebung von mir)
Bild… wir erinnern uns, machte zeitnah einen jungen SPD-Politiker zum „Verlierer des Tages„:
Der Sprecher der SPD-Linken, Björn Böhning (31), will den Gesetzentwurf der Großen Koalition zur Sperrung von Kinderporno-Seiten im Internet zu Fall bringen. Der Entwurf sieht vor, dass solche Websites durch Stoppschilder gekennzeichnet werden. Wer sie trotzdem aufruft, wird strafrechtlich verfolgt. Für Böhning ist das laut „Spiegel Online“ nur „Alibi-Politik“.
BILD meint: Stoppt Böhning!
Bild ist übrigens natürlich fest verbunden mit dem Namen Springer. Springer ist auch Friede Springer. Von Frau Springer und Frau Merkel veröffentlicht die Bundesregierung gar gemeinsame Fotos:
(Quelle: bundesregierung.de)
Friede Springer wiederum ist eine Bekannte von Josef Ackermann.
Josef Ackermann ist Chef der Deutschen Bank. Und im Beraterkreis der Deutschen Bank sitzt oder saß ein gewisser Reinhard Mohn. Zumindest wenn man dem Geschäftsbericht DB 1977 glauben darf.
Reinhard Mohn ist jetzt nicht irgendwer, sondern eine Führungspersönlichkeit bei Bertelsmann. Deren Stiftung ja dafür einen Namen hat, politisch gerne Einfluss auszuüben. Und Reinhard Mohn ist, wenig überraschend, mit Liz Mohn verheiratet.
Über Liz Mohn erfährt man in der Wikipedia:
Zunächst arbeitete Liz Mohn als Telefonistin im Bertelsmann-Konzern, bevor sie die Geliebte und Lebensgefährtin Reinhard Mohns wurde. Später ging sie eine Scheinehe mit dem Bertelsmann-Kinderbuchlektor Joachim Scholz ein und wurde erst danach (1982) Mohns zweite Ehefrau[1]. Reinhard und Liz Mohn haben drei gemeinsame Kinder: Brigitte Mohn, Christoph Mohn und Andreas Mohn, die lange Zeit Herrn Scholz zugeschrieben wurden.
Während sich Reinhard Mohn langsam aus dem aktiven Geschäftsleben zurückzieht, wächst Liz Mohn eine immer wichtigere Rolle in der Gesellschafterversammlung (BVG) und der Bertelsmann-Stiftung zu, die 76,9 % des Aktienkapitals der Bertelsmann AG kontrolliert. Im Vorstand der Bertelsmann Stiftung verantwortet sie offiziell den Bereich Kultur. Der Tagesspiegel kritisiert, dass Liz Mohn tatsächlich sowohl in der Bertelsmann-Stiftung, als auch in der Bertelsmann AG „das Sagen habe“ und ihre daraus entstehende Macht nutze, um die Politik nach ihren Vorstellungen zu beeinflussen.
Liz Mohn und Frau Merkel sind sich selbstverständlich ebenfalls bekannt – entsprechende Bilder finden sich mit der Google Bildersuche.
Und in der Führungsetage des Bertelsmann-Konzern findet man auch noch Herrn Thielen:
Ex-Bertelsmann-Chef Gunter Thielen ist neuer Aufsichtsratsvorsitzender des Medienkonzerns. Seit Anfang des Jahres war er Mitglied des Kontrollgremiums und wurde nun in schriftlicher Wahl zum Vorsitzenden berufen.
Es gibt zumindest ein Foto, dass Frau Merkel gemeinsam mit Frau Mohn und Herrn Thielen zeigt. Und wenn man weitersucht, trifft man dann von dort aus auf Frau von der Leyen und Herrn Laschet, der wiederum für die CDU Minister in NRW ist.
Dabei ist zu bedenken, dass Bertelsmann ein Medienkonzern aus NRW (Gütersloh) ist. Und so ist es nicht verwunderlich, dass eine Googlesuche auch eine Bekanntschaft von Herrn Laschet und Frau Mohn zu belegen scheint.
Im übrigen ist Frau Mohn – zumindest den Bildern nach – auch mit Herrn Bundespräsident Köhler bekannt.
Es mag sich jetzt jeder bitte selbst einen Reim darauf machen. Für mich ist es bezeichnend, wer sich hier zu finden scheint