Hammelsprung: Wo Herr Becker sich irrt
Eigentlich finde ich es ja gut, dieses Hammelsprung-Magazin – bis auf die Tatsache, dass ich trotz Mail an die Redaktion dort immer noch kein Printexemplar der ersten Ausgabe im Postkasten hatte und trotz der Tatsache, dass die NRW School of Governance – nun – sagen wir mit dem Internet oder den Möglichkeiten desselben etwas bei 1.0 steckengeblieben ist. Die erste Ausgabe dreht sich um Politik und Internet – und ist auf einmal irgendwie ja doch überraschend aktuell. Nein, auszusetzen hätte ich da wirklich nichts, der Artikel über die Print-Zeitung versus Online-Zeitung ist auch wirklich tiefgründig und bringt alles auf den Punkt.
Nur der letzte Absatz. Gegen den habe ich was. Nachdem die Studentin also den Laptop nach dem Frühstück zuklappte würde sie – so ist zwischen den Zeilen zu lesen – ja dann doch wieder zur Zeitung greifen, weil im Bus oder Bahn ein Laptop viel zu unpraktisch ist und Kaffee über der Tastatur – ieks. Henning Becker allerdings übersieht hier etwas.
Das Internet ist mobil und man kanns sogar bezahlen
Schon mal versucht eine großformatigen Zeitung wie die – na – wie heißt sie – FAZ, SZ oder so – in der Bahn zu lesen ohne dem Sitznachbarn auf die Nerven zu gehen? Glückwunsch, wenn man das problemlos schafft ohne böse Blicke zu ernten. Heutzutage allerdings sind die technischen Geräte für den mobilen Zugang zum Internet so klein und praktisch, dass sie bequem in eine Handtasche passen, ja, sogar in die Hosentasche. Das Netbook mit UMTS-Stick passt perfekt auf den Schoß. In den Zeiten, in denen sich das Internet auf dem Handy abrufen lässt – sei es mit einem iPhone, sei es mit einem Milestone – in diesen Zeiten braucht auch die Studentin eigentlich keine Zeitung zu kaufen. Keine gedruckte.
Natürlich ist auch klar dass nicht alle Printartikel im Netz landen, jedenfalls dann nicht wenn die Zeitung clever ist. Aber es ist ja online genug Material da um sich auch unterwegs zu informieren – man muss ja nicht gleich die BILD-Applikation fürs iPhone kaufen. Es reicht ja einfach den Handybrowser anzustupsen und rasch mal eben seine Favoriten durchzuschauen. Mal eben Twittern von unterwegs, Facebook-Status anpassen, einen längeren Artikel groß auf den Bildschirm zoomen – kein Problem. Warum also eine Tageszeitung, wenn das Meiste was von persönlichem Interesse ist im Netz vorhanden ist? Der Bedarf ist da auf einmal nicht mehr vorhanden.
Always on
Insofern hat sich doch eine Voraussage aus der New Economy Blase erfüllt: Heute ist man always on wenn man es möchte. Und es ist gar nicht mal mehr so teuer – sieht man vom Preis für die Endgeräte vielleicht ab, aber eine Datenflatrate kostet nicht mehr die Welt. Der Anreiz also für die erwähnte Duisburg-Neudorferin sich trotz Handys eine Zeitung zu kaufen – fällt weg. Flach.
Tageszeitungen müssen sich etwas einfallen lassen um die mobile Generation zu erreichen. Ob das Allheilmittel Aps Wunder bewirkt bleibt abzuwarten. Doch die User-Generated-Newspaper existiert schon. Man muss halt nur mal die Perspektive ändern.