Persönliche Anmerkungen zum Weggang von Michael Rubinstein
Gut elf Jahre war er in Duisburg. Heute Abend nimmt er Abschied – im Jüdischen Gemeindezentrum, wo Michael Rubinstein als Geschäftsführer der Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen tätig gewesen ist. Dass er gehen wird, ist seit Mitte März bekannt. Bekanntgeworden – früher, als es ihm Recht war. Das hatte ihn gewurmt. Vielleicht weil ihn die Sorge gepackt hat, er spiele nunmehr die Rolle einer – wie man in Amerika sagt – lame duck? Doch Rubinstein war und ist keine lahme Ente. In Duisburg ist es ihm gelungen, die jüdische Gemeinde als einen festen Bestandteil des Stadtlebens zu etablieren. Als künftiger Geschäftsführer des Landesverbandes Nordrhein wird der 43-Jährige von Düsseldorf aus den größten jüdischen Landesverband in Deutschland managen.
Na klar, die Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen gehört dazu. Insofern geht er Duisburg nicht ganz verloren; deshalb mag ich an dieser Stelle nicht alles auflisten, was Michael Rubinstein für unsere Stadt geleistet hat. Sein Wechsel ist kein Anlass für eine Art Nachruf. Aber ein Abschied ist es schon. Er kehrt zurück nach Düsseldorf, der Stadt, in der er geboren und aufgewachsen ist. Er wird dort arbeiten und wohnen, und das heißt: Duisburg verliert eine seiner das interkulturelle Zusammenleben in der Stadt prägenden Persönlichkeiten. Rubinsteins Weggang ist also nicht nur ein Verlust für die hiesige jüdische Gemeinde, sondern für die ganze Stadt. Er ist aber, da bin ich mir sicher, ein Gewinn für den jüdischen Landesverband und, wer weiß… vielleicht gelingt ihm auch auf regionaler Ebene Ähnliches wie in Duisburg.
Michael und ich sind – dem geneigten Leser dürfte es aufgefallen sein – Freunde. Deshalb freue ich mich über seinen beruflichen Aufstieg. Und weil wir Freunde sind, ist es mir nicht möglich, dass ich hier noch mehr dazu anmerke. Wahrscheinlich werden wir uns seltener treffen als bislang; aber die Intensität einer Freundschaft bemisst sich nicht an der Häufigkeit des Beisammenseins. Ich gebe zu: mitunter überkommt mich etwas Wehmut beim Gedanken, dass auch unsere Zusammenarbeit weniger werden werden dürfte. Aber auch so etwas weiß man ganz genau erst hinterher. Wir beide, also Michael und ich, sind ziemlich verschiedene Typen. Unsere politischen Grundüberzeugungen differieren, wir liegen altersmäßig ein ganzes Stück auseinander, und vor allem: er ist in dieser Stadt eine Personality, ich bin es wahrlich nicht.
Insofern mag es als unzulässige Koketterie erscheinen, dass ich hier mein persönliches Verhältnis zu Michael Rubinstein thematisiere. Ich bitte um Verständnis. Denn erstens war mir danach, weil mich sein Wechsel – ebenso persönlich – stark bewegt. Und zweitens scheint es mir nicht vonnöten, dass ich auch noch – zusätzlich zu den diversen, deutlich stärker frequentierten Medien – eine Bilanz seines Wirkens in Duisburg ziehe. Zumal ich befangen bin, folglich nicht mit der nötigen Distanz bilanzieren könnte. Unter diesen Umständen macht es nicht viel, dass ich finde, dass Michael in den letzten elf Jahren Großartiges in Duisburg geleistet hat. Mir ist klar, dass diese Wertung aufgrund meiner Befangenheit als bedeutungslos erscheinen muss. Also keine Bilanz, aber das macht nichts. Denn es bleibt die Perspektive. Der Blick nach vorn ist ohnehin spannender als der zurück.