Staatsanwaltschaft Duisburg – „Phil H“, bitte melden Sie sich!
Wer den Kopf aus dem Fenster hält, muss damit rechnen, dass eine Dachpfanne herunter kommt. Das ist in Ordnung; ich finde es aber nicht in Ordnung. Ein Beispiel: am 8. September wurde auf der Sitzung des Landtagsrechtsausschusses bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Duisburg, die die Ermittlungen zum Loveparade-Desaster am 24.Juli leitet, selbst an deren Vorbereitungen beteiligt war. Ich hatte mich in die Rolle eines Staatsanwalts versetzt, der darin kein Problem zu erkennen vermag.
Was dabei heraus gekommen ist, nennt man gemeinhin eine Glosse. Und solch ein Unterfangen kann, wenn man es nicht geschickt anstellt, ganz schön in die Hose gehen. Wie leicht kommt einem dann eine Dachpfanne unangenehm in die Quere. In diesem Fall trug sie den angenehmen Namen „Phil H“. Sein kurzer und bündiger Kommentar: „Was soll dieser Bericht, abgesehen von Provokation? Informationsgehalt 0, und witzig ist das auch nicht. Für die Tonne.“
Das hatte weh getan. Und dabei hatte ich mir so viel Mühe gegeben! Aber „Phil H“ urteilte erbarmungslos: „Für die Tonne.“ Weil ich so erzogen wurde, dass Jungen nicht weinen sollten, schwieg ich. Das sollte doch auch gar kein Bericht werden. Eine Provokation sehr wohl, und davon kann man doch auch überhaupt gar nicht absehen. Ich mache hier doch gar nichts Anderes!
Und deshalb fand ich es auch so gemein, meine Glosse nach ihrem Informationsgehalt zu beurteilen. „Null“ – das war hart, stimmte aber auch gar nicht, weil ich doch zumindest auf die fragwürdige Doppelrolle der Staatsanwaltschaft Duisburg aufmerksam gemacht hatte, um daraus den Verdacht der „Befangenheit“, wenn nicht gar „Voreingenommenheit“ abzuleiten.
„Und witzig ist das auch nicht“, befand „Phil H“. So eine Unverschämtheit! Und ob das witzig war, „Phil H“. Hier, guck mal! Das habe ich geschrieben: „Also, ich kann nur für die Staatsanwaltschaft Duisburg sprechen. Sicher, wenn es gegen richtige Verbrecher geht, dann können wir durchaus auch schon mal unangenehm werden. Aber hier haben wir es doch durchweg nur mit vernünftigen Menschen zu tun. Da drehen wir doch keinen Hollywood-Actionfilm.“
Man könnte sich freilich auf den Standpunkt stellen und den ganzen Vorgang für nicht ganz so witzig halten. Dafür hätte ich Verständnis. Aber dieser „Phil H“? Was soll das? Null Information, nicht witzig. Aber Provokation. Was hätte ich mich darüber aufregen können, wenn ich mich über so etwas aufregen könnte. Apropos Provokation. Weiß eigentlich irgendjemand, was diesen „Phil H“ so provoziert hatte?
Lieber „Phil H“! Bitte melden Sie sich! Sie sind der einzige, der diese Frage zuverlässig beantworten kann. Als einseitige Vorleistung, sozusagen vorauseilendes Entgegenkommen, bekommen Sie auch schon einmal eine Information. Damit der Informationsgehalt für Sie nicht wieder Null ist. Hier, bitte sehr! Es sei denn, Sie haben diese Information schon, die der „Focus“ heute früh um zehn online gestellt hat und die morgen im Blatt erscheinen dürfte.
„In der Ermittlungskommission zur Katastrophe auf der Duisburger Loveparade gibt es Streit. Wie das Nachrichtenmagazin FOCUS aus Justizkreisen erfuhr, hatte die Polizei in einem mehrseitigen Bericht eine Razzia bei der Stadtverwaltung Duisburg gefordert. Sie wollte den internen E-Mail-Verkehr, Notizen und Vermerke zur Planung des Techno-Events sicherstellen. Dies lehnte die Staatsanwaltschaft Duisburg ab.“
Und, wie sieht es aus, „Phil H“? Wussten Sie das schon? Nein, nicht dass die Staatsanwaltschaft Duisburg auf eine Razzia inklusive Sicherstellung des internen eMail-Verkehrs verzichtet hatte. Das wussten wir doch alle. Auf jeden Fall alle xtranews-Leser. Ich meine natürlich, dass die Duisburger Kriminalpolizei dies gefordert und die Staatsanwaltschaft dies abgelehnt hatte. Das ist doch mal eine Information, oder nicht? Pass auf, es geht noch weiter:
„Der Kölner Kripochef Norbert Wagner reiste vergeblich zum Leiter der Duisburger Ankläger. Verärgert registrierte die Polizei, dass die Staatsanwaltschaft Ende August die Stadt lediglich um die Herausgabe einiger Akten bat. Um den Krach zu vertuschen, soll die Justiz laut FOCUS sogar darauf gedrungen haben, den Durchsuchungswunsch der Polizei aus der Ermittlungsakte zu tilgen. Darauf wollte sich die Kriminalpolizei allerdings nicht einlassen.“
Haben Sie das verstanden, „Phil H“?! Die Duisburger Staatsanwaltschaft soll, so der Focus, die strafrechtlichen Ermittlungen sabotiert haben und darüber hinaus Druck ausgeübt haben, dass diese – ihre – strafbaren Handlungen aus den Akten verschwinden. Was nun, „Phil H“? Ist das eine Provokation? Ist das eine Information? Was sagen Sie jetzt? Bitte melden Sie sich!
Wir hatten freilich schon Ende August, um genau zu sein: am 26. August, diese sog. „Razzia“ der Staatsanwaltschaft Duisburg als „verwunderlich“ bezeichnet. xtranews-Autor Stefan Meiners hatte die Frage aufgeworfen: „Wie unabhängig ist die Staatsanwaltschaft Duisburg?“ Zur Erinnerung:
„Für Kenner des Rathauses war das verwunderlich: Dort arbeitet man sehr organisiert mit EDV-Unterstützung. Also elektronisch. Eigentlich hätte, so sagt man, also die Staatsanwaltschaft die IT blocken, auswerten müssen und erst dann freigeben dürfen, wenn alle relevanten Dokumente gesichert sind.“
Und weiter schrieb Stefan Meiners am 26. August: „An sich ist das unfassbar: Offensichtlich hat die Staatsanwaltschaft nicht nur beim ersten Anlauf nicht alle relevanten Unterlagen gesichert, scheinbar hat man dann beim Rathaus angefragt, ob man den Rest bekommen könnte.“
Haben Sie jetzt genug Informationen, „Phil H“? Um ehrlich zu sein: ich nämlich nicht. Deshalb nochmal meine dringende Bitte: bitte melden Sie sich! Ich glaube, Sie könnten helfen. Jeder noch so klitzekleine Hinweis könnte der Aufklärung des Sachverhalts dienen. Wissen Sie nämlich, was ich langsam glaube? Unter uns, ich glaube langsam, da stimmt irgendetwas nicht bei der Staatsanwaltschaft Duisburg.