Gastbeitrag zum Interview von Adolf Sauerland im WDR
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Als Duisburger und natürlich auch in seiner Rolle als stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat, übersendete Jürgen C. Brandt uns gerade einen Kommentar zum WDR-Interview mit dem CDU Oberbürgermeister Duisburgs, Adolf Sauerland.
In dem Interview ging es um Verantwortung und offene Fragen im Nachgang zu der Tragödie, die sich vor nunmehr 3 Wochen anlässlich der Loveparade in Duisburg ereignete:
Ich bin fassungslos und enttäuscht!
Herrn Sauerland ist es wieder nicht gelungen, tröstende und versöhnende Worte zu finden. Und die Menschen in Duisburg sehnen sich danach. Das war kein kraftvoller Befreiungsschlag, das war mediales Taktieren und Lavieren.
Die Zuschauer dürften – wie erkennbar auch die fragenden Journalisten – geschwankt haben zwischen Mitleid, Verzweiflung und Zorn. Klar erscheint derzeit nur: Herr Sauerland wollte die Jubel-Schlagzeile für sich durch die Loveparade in Duisburg unbedingt.
Dafür hat eine Zusage gemacht, noch bevor überhaupt ein geeigneter Standort gefunden war.
Dafür hat er bereitwillig daran mitgewirkt, erlogene Besucherzahlen zu transportieren.
Dafür hat er in seiner Verwaltung deutlich klarmachen lassen, dass alles möglich gemacht werden sollte.
Im Interview haben wir viele Worte gehört – nicht über neue Fakten oder Erkenntnisse, nein, über seine Befindlichkeit. Keine Erklärung, keine glaubhafte Entschuldigung dafür, dass er nach der Katastrophe
– zuerst die Opfer für ihren eignen Tot verantwortlich machte,
– dann den von ihm stets nur unzureichend und widerwillig informierten Stadtrat,
– dann seine untergebenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
– dann die Polizei auf Landesebene.
Herr Sauerland will nicht zurücktreten und seine CDU will blockieren, dass es zu einem Ratsbeschluss kommt, der der erschütterten Duisburger Bevölkerung die demokratische Chance gibt, über sein Verbleiben im Amt abzustimmen. Als Begründung wird angegeben, dass er als Verwaltungschef auf Vorgänge und Mitarbeiter zugreifen können müsse, um aufzuklären.
Selbst wenn man dies annehmen will, stellt sich die Frage:
Wie glaubhaft ein in Verdacht Geratener als Aufklärer?
Einmal, nur ein einziges Mal wirkte Herr Sauerland ehrlich erschüttert und betroffen. Als die Journalisten ihn fragten, ob er tatsächlich
glaube, Duisburg als Oberbürgermeister noch dienen und in seiner Heimatstadt öffentlich repräsentieren zu können
Und dies ist über den Tag hinaus eine der entscheidendten Fragen:
Wie will dieser Mann, dem Strahlkraft, das Gefühl für die Bedürfnisse der Menschen und kraftvoller Mut abhanden gekommen sind,
die fast 500.000 Einwohnerinnen und Einwohner unserer mit vielen Problemen geschlagenen Stadt noch motivieren, Investoren für Duisburg begeistern und eine große Verwaltung mit vielen städtischen Gesellschaften führen?
Sagen könnte Herr Sauerland dazu viel, eine echte Antwort bliebe er uns wohl wieder schuldig.
Es ist eben doch so, wie Josef Krings, der unserer Heimatstadt in Krisen Halt gegeben hat, es klug und ethisch vorbildlich formulierte:
Verantwortung zu tragen ist keine politisch-taktische Frage, sondern eine Frage von Charakterstärke!
Jürgen C. Brandt