Verteidigungsminister Jung räumt Fehler bei Nato-Luftschlag ein
Berlin (dts) – Nach dem Luftschlag auf zwei von den Taliban entführte Tanklaster am vergangenen Freitag in Nordafghanistan hat Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) Fehler eingeräumt. In einem Interview im ZDF sagte Jung, dass wohl auch Zivilisten unter den Todesopfern seien. „Der überwiegende Teil“ der Getöteten seien aber Kämpfer der Taliban gewesen. Noch am Sonntag hatte der Verteidigungsminister gesagt, dass bei dem Angriff keine Zivilisten getötet worden waren. Kritik an seiner Informationspolitik wies Jung jedoch erneut zurück. Nach dem Luftschlag hatten SPD und Opposition dem Verteidigungsminister „Versagen“ vorgeworfen. Bundeskanzlerin Angela Merkel kündigte eine umfassende Untersuchung an. Gleichzeitig betonte sie aber, dass die Soldaten in Afghanistan „unter sehr schwierigen Bedingungen“
arbeiten würden und deshalb von der Bevölkerung und der Politik unterstützt werden müssten. Die genaue Zahl der Opfer und der offenbar getöteten Zivilisten steht unterdessen immer noch nicht fest. Die Bundeswehr geht von rund 50 Toten aus. Der Gouverneur des Distriktes Char Darah sagte hingegen heute, dass mehr als 130 Menschen getötet wurden. Der Politiker kündigte an, eine Liste mit den Namen der Opfer an Präsident Hamid Karzai zu übergeben. Unterdessen hat der Nato-Luftschlag auch zwischen der Bundeswehr und den US-Streitkräften für Verstimmungen gesorgt. Die deutschen Militärs empörten sich über „offenbar gezielt gestreute Fehlinformationen“. Hintergrund sind die kritischen Äußerungen des US-Generals und Nato-Befehlshabers Stanley McChrystal sowie ein Artikel der „Washington Post“, in dem von 125 Toten die Rede ist und der schwere Vorwürfe gegen den deutschen Kommandeur des Bundeswehrlagers in Kundus erhebt.